Das Leben als Ski-Profi muss traumhaft sein. Vor allem kurz vor den Weltcup-Rennen in Ofterschwang. Der Himmel blau, die Berge weiß und die Sonne in Sommerstimmung. Was will man mehr? 'Naja', meint Christina Geiger, in deren Sonnenbrille sich die Piste spiegelt. 'Von mir aus könnt’ es ruhig ein bissle kälter sein.' Die einzige Allgäuer Starterin, die ausschließlich am Sonntag im Slalom zum Einsatz kommen wird, sorgt sich angesichts von Temperaturen von über 15 Grad um den Zustand der Piste. Schwerer, sulziger Schnee ist so gar nicht nach dem Geschmack der 22-Jährigen vom SC Oberstdorf. Andererseits: Jammern will sie nicht. Die weltbeste Slalomfahrerin, Marlies Schild aus Österreich, macht schließlich mustergültig vor, dass man fast gänzlich unabhängig von der Beschaffenheit des Bodens Spitzenleistung bringen kann. Sechs von sieben Slalomrennen der Saison hat Schild gewonnen. 'Sie fährt unglaublich konstant, kommt immer durch. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis sie dieses Niveau erreicht hat. Das macht mir Mut', sagt Geiger. Dem Heimrennen in Ofterschwang fiebert sie schon seit Wochen entgegen. 'Das ist für mich der absolute Saisonhöhepunkt', sagt die Junioren-Weltmeisterin von 2010. Druck von außen verspürt sie nicht. Sie will einfach Vollgas geben – und, im Idealfall, unter den besten fünf landen. Das ist ihr in dieser Saison bereits einmal gelungen: In Lienz/Österreich schrammte sie im Dezember als Vierte knapp am Podest vorbei. Für kurzzeitiges Aufsehen sorgte sie auch vor drei Wochen beim Slalom in Soldeu/Andorra: Nach dem ersten Lauf lag sie auf dem zweiten Rang – noch vor Marlies Schild, die auf Rang fünf lag. Doch dann war Geiger ein 'Einfädler' aus dem Rennen. Schild dagegen raste abgebrüht zur neuen Bestzeit – und holte sich noch den Sieg. Geiger rang dem Rennen trotz der Enttäuschung Positives ab: 'Mir ist wichtig, dass ich gesehen habe, dass ich vorne mitfahren kann.'
'War erst einmal dabei'
Bei den bisherigen vier Weltcup-Veranstaltungen in Ofterschwang ist noch nie eine deutsche Skirennläuferin auf das Podium gefahren. 'Ich war ja auch erst einmal dabei', sagt Christina Geiger und grinst. Bei ihrem bislang einzigen Auftritt vor drei Jahren kam sie nicht über Rang 22 hinaus. Mittlerweile fährt die Olympia-14. konstanter. Viermal stand sie in dieser Saison unter den Top 15. Wohlgemerkt: Sie fuhr ausschließlich Slalomrennen. Im Riesenslalom will Tina, wie sie ihre Freunde nennen, sich in den nächsten Jahren ebenfalls ins Szene setzen. Die die Rennen heute und am Samstag in Ofterschwang hätten sich dafür angeboten.
Doch sie kommen zu früh für die Lokalmatadorin: Vor sechs Woche hat sie sich – ausgerechnet beim Riesenlalom-Training – einen Innenbandriss am rechten Fuß zugezogen. Um kein zusätzliches Risiko einzugehen, wird sie es in Ofterschwang bei einem Einsatz im Slalom belassen. Wenn alles glatt läuft, könnte der Sonntag ein Traumtag im Leben der Sportsoldatin werden.