Gerne hätte Lisa Brennauer, 23, den Radprofis bei ihrem Ritt durchs Allgäu zugesehen. Doch daraus wird nichts. 'Schade, ist das schon. Aber ich muss mich jetzt auf andere Dinge konzentrieren', sagt die einstige Junioren-Weltmeisterin aus Durach. Während die Männer bei der Bayern-Rundfahrt noch bis zur fünften und letzten Etappe am Samstag in Bamberg durch den Freistaat düsen, ist die Olympiahoffnung aus dem Oberallgäu in Berlin gefordert. Dort steht der vorletzte Lehrgang für die deutschen Bahnradfahrerinnen vor den Olympischen Spielen in London auf dem Programm.
Brennauer macht sich Hoffnung auf einen Platz in der 3000-Meter-Mannschaftsverfolgung. Neben den drei Fahrerinnen darf auch eine Ersatzfrau mitreisen. Sechs Damen befinden sich noch im Rennen um die Tickets. Die Nominierung will der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Anfang Juni bekannt geben. Die endgültige Entscheidung trifft dann der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 4. Juli.
Die Nervenanspannung unter den Frauen ist groß. Zusätzlich verschärft wurde diese durch Turbulenzen zu Beginn der Woche: Der BDR muss die Betreuung seiner Frauennationalmannschaften für Bahn und Straße neu organisieren. Grund: Bundestrainer Thomas Liese ist mehrere Wochen krankgeschrieben – und kann die Mannschaft zumindest in der Olympia-Vorbereitung nicht mehr betreuen. In Medienberichten wurde über psychosomatische Störungen des ehemaligen Straßenprofis aus Leipzig spekuliert.
'Keiner weiß genaueres', sagt Lisa Brennauer. 'Er hat sich bei uns Fahrerinnen noch nicht persönlich gemeldet und wir wollen ihn Ruhe lassen.'
Der Lehrgang in Berlin findet unter neuer Leitung statt: Sven Meyer (Bahn-Bundestrainer Männer) und Helmut Taudte (Bahn-Bundestrainer Nachwuchs) übernehmen die Sportlerinnen. 'Wir kennen Sven bereits von gemeinsamen Wettkämpfen mit den Männern. Er ist locker im Umgang, aber eine absolute Autoritätsperson mit viel Erfahrung. Er puscht uns noch einmal richtig', sagt Brennauer über den 26-Jährigen.
Durch das vorläufige Aus von Bundestrainer Liese findet auch die Vorbereitung des Straßenkaders der Frauen unter neuer Leitung statt. Der frühere T-Mobile-Profi Andre Korff springt ein. Derzeit gehören neun Straßen-Fahrerinnen dem erweiterten Olympiakader an. Unter ihnen ist Sarah Düster (29) aus Wangen. Nur vier Fahrerinnen dürfen aber bei den Spielen in London starten. Auch Düster wartet gespannt auf die Nominierung.