VON DORIS MAYR. Füssen. Markus Holzmann aus Marktoberdorf hat sich über den Triumph des EV Füssen im Derby gegen den ESV Kaufbeuren am meisten geärgert. Der ESVK-Fan war mit seinen Freunden in einem Auto angereist. Fataler Fehler! Die sind nämlich Fans der Leoparden. Um sie zu ärgern, hatte Holzmann vor dem Spiel - noch siegessicher - erklärt: 'Wenn der ESVK heute verliert, laufe ich heim.'
Da hätte der Kaufbeurer Fan wohl besser auf Christopher und Nico gehört. Die beiden jungen Eishockeyspieler haben den rund 2700 Fans vor dem Spiel Programm-Hefte verkauft. 'Der EVF gewinnt heute mit 4:3', war sich der zehnjährige Nico sicher. Er sollte Recht behalten. Auch wenn es zwei Drittel lang überhaupt nicht danach aussah: Mit 3:0 lag der ESVK zunächst vorne.
Ganz zur Freude der Kaufbeurer Fans, die zu Beginn des Spiels mit einer eigenwilligen Einlage das Derby anheizten. 'Schützt euch vor dem EVF', deklamierte ein großes Plakat aufseiten der Gelb-Roten. Dazu wedelten die Fans fröhlich mit Kondomen durch die Luft. Und obwohl die Füssener mit einem 'Super Füssen olé!' dagegen hielten, war Fan Michael Arnold aus Kaufbeuren mit der Stimmung in der knapp 4000 Zuschauer fassenden Halle zuerst gar nicht zufrieden. 'Die Atmosphäre fehlt hier in der Arena einfach', beklagte er sich in der ersten Drittelpause bei seinem Kumpel Markus Wirth. 'Bei einem Derby sollten noch mehr Fans sein.'
Ein paar Meter weiter diskutierten zwei weibliche Leoparden-Fans das Geschehen. 'Das ist ein einziges Trauerspiel', ärgerten sie sich. 'Unsere Mannschaft haut einfach nicht drauf.' Matthias Mayr pflichtete bei: 'Aus Füssener Sicht ein beschissenes Spiel. Aber was soll´s: Das Leben geht weiter.'
So schnell wollte Marc Proell aus Michigan seine Mannschaft allerdings nicht aufgeben. 'Schieß!' brüllte er immer wieder mit seinem amerikanischen Akzent in Richtung Spielfeld. Füssens Stürmer Michel Maaßen befolgte das Kommando dann in der 47. Minute - und Tor! Das erste für Füssen.

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Ab da gab es für die Leoparden-Fans kein Halten mehr. Sie lieferten sich mit den Joker-Fans ein verbales Duell. Dabei blieb es - zur großen Freude der Polizei. Über 30 Einsatzkräfte und die beiden Hunde Lucky und Heido überwachten von der Stadion-Bande aus die Partie.
Diese wurde von Minute zu Minute spannender. Kurz vor Ende des dritten Drittels erzielte der EV Füssen noch den Ausgleich. Und hatte dann das Glück auf seiner Seite: Im Penalty-Schießen traf nach mehreren erfolglosen Versuchen auf beiden Seiten schließlich der Füssener Ruslan Bezshchasnyy. Er gab damit das Startzeichen zu einer großen Party: 'Füssen ist der geilste Club der Welt, Füssen ist der geilste Club der Welt', tönte es minutenlang aus der Fankurve des EVF. Zu diesem Zeitpunkt überlegte sich der Marktoberdorfer Markus Holzmann schon, ob er den langen Heimweg wirklich zu Fuß antreten soll