Christopher Hecker |KaufbeurenEigentlich ist in der harten Welt des Eishockeysports kein Platz für Bruchrechnung. Doch der viel diskutierte und wenig geliebte Modus von 62 Saisonspielen, scheint zu mathematischen Analysen mit Zähler und Nenner zu verführen. "Das ist nur ein Zweiundsechzigstel - nicht mehr und nicht weniger", relativierte Trainer Franz Steer, der mit seinen Starbulls Rosenheim gerade 5:1 beim ESV Kaufbeuren gewonnen hatte. Für die Joker gab es gleich zum Saisonauftakt zwei ebenso banale wie ernüchternde Erkenntnisse: In der Abwehr machten sie zu viele Fehler und im Angriff hatten sie zu wenig Ideen.
Im ersten von insgesamt sechs Duellen der beiden Aufstiegsaspiranten während der regulären Saison setzte Rosenheim eine eindrucksvolle Duftmarke. "Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben aber früh unglückliche Tore bekommen", so Joker-Coach Marcus Bleicher. Nach knapp 14 Minuten offenen Schlagabtausches führten die Gäste mit 3:1.
Disziplinierte Gäste
"Die frühe Führung kam uns natürlich entgegen. Wir konnten dann aus einer sicheren Abwehr heraus spielen", so der SBR-Neuzugang und 165-fache Nationalspieler, Martin Reichel. Von da an zeigten die physisch starken Starbulls, dass sie über ein großes Maß an taktischer Disziplin verfügen. Mit der nahezu perfekten Vorsprungsverwaltung hatte der ESVK große Probleme. "Wir haben immer an unsere Chance geglaubt, aber das zweite Tor wollte einfach nicht fallen", sagt Angreifer Daniel Oppolzer.
Kaufbeurer Kanadier ohne Treffer

ESVK siegt zuhause
Joker gewinnen Derby gegen die Starbulls mit 4:1
In der Tat war das Bemühen der Hausherren nicht zu übersehen, aber ebenso wenig, dass es an Kreativität und Durchschlagskraft mangelte. Das sah auch Bleicher, der während der Partie erneut einige Reihenumstellungen vornahm. Nur das Duo Daniel Schury/Thorsten Rau ließ der Trainer zusammen. "Ich wollte noch einmal mehr Druck machen und habe dafür umgestellt", erklärt Bleicher. Neben den Special-Teams machten in dieser Begegnung vor allem die Kontingentspieler den Unterschied aus: Während die Rosenheimer Ausländer fleißig punkteten, gingen die Kaufbeurer Kanadier leer aus.
"Wir haben gesehen, dass wir uns steigern müssen, aber dazu haben wir ja noch oft die Gelegenheit", unterstreicht der Coach eine weitere Erkenntnis des Saisonauftakts: Im Moment der Niederlage wird der Modus plötzlich zu einem guten Freund. "Es ist noch gar nichts passiert. Wir haben alle noch einen langen Weg vor uns und Kaufbeuren wird sicherlich eine gute Rolle spielen", macht Reichel den Unterlegenen Mut.
Revanche kann bald folgen
Schon in fünf Wochen hat der ESVK die Möglichkeit sich in Rosenheim zu revanchieren. Oppolzer weiß auch schon, worauf er mit seinen Kollegen dann besonders achten muss. "Wir dürfen gegen Rosenheim nicht so viele Fehler machen und brauchen vielleicht auch ein bisschen mehr Unterstützung vom Eishockeygott", so Oppolzer.
"Aber wir haben ja noch fünf Sechstel des Duells vor uns." Da war sie wieder - die neue Eishockeymathematik.