Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Facharzt
Anzeige Kollegin beschuldigt niedergelassenen Mediziner des Abrechnungsbetrugs
Kempten | pem | Gegen einen Allgäuer Facharzt wird wegen des Verdachts des Abrechnungsbetruges ermittelt. Das hat die Staatsanwaltschaft Kempten gestern auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Eine Kollegin des Mediziners hatte die Behörden über den Fall informiert. Der Arzt, gegen den die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelt, war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Pollert bestätigte die Ermittlungen gegen den Mediziner. Angaben zu einzelnen Schritten oder Erkenntnissen machte der Leiter der Staatsanwaltschaft Kempten mit Hinweis auf das laufende Verfahren aber nicht.
Räume durchsucht
Seit mehreren Monaten sind die Ermittler an der Arbeit. Nach Informationen unserer Zeitung haben die Behörden im vergangenen Jahr die Praxis des Arztes und Räume in einer Allgäuer Klinik durchsucht und dabei Material sichergestellt. Gegen das Krankenhaus, in dem der angezeigte Mediziner Belegarzt ist, wird aber nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kempten nicht ermittelt.
Den Fall angezeigt hatte eine Ärztin, die zusammen mit dem Mediziner eine Gemeinschaftspraxis betreibt. Sie haftet damit zivilrechtlich auch für ihren Kollegen. Ihr Vorwurf: Der Kollege soll einfache als schwierigere Fälle eingestuft, zudem Abrechnungen von Operationen manipuliert haben. Das soll nach folgendem Muster geschehen sein: Für Eingriffe bekommen Ärzte Pauschalen vergütet.
Bei Operationen, die langwieriger sind als normale Fälle, können die Mediziner aber Zeitzuschläge geltend machen. Das soll der Facharzt wiederholt bei Eingriffen getan haben.
Dabei soll er eine Lücke im System genutzt haben: Die Operationsberichte der Krankenhäuser, in denen unter anderem die Dauer eines Eingriffes festgehalten wird, bekommt die Kassenärztliche Vereinigung normalerweise nicht zu sehen. Mit dieser aber rechnen die Mediziner ihre erbrachten Leistungen ab.
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