Gewalt
Freundin gequält und misshandelt: Landgericht Kempten verurteilt Mann (27) zu sechseinhalb Jahren Haft

- Foto: Uwe Anspach (dpa)
- hochgeladen von Kathrin Sommer
Er hat seiner Freundin mit einem Hammer wuchtige Schläge gegen das Knie verpasst, sie mit einem Teleskop-Schlagstock verprügelt und eine Bierflasche nach ihr geworfen, die daraufhin zerbrach: Wegen fortgesetzter Misshandlung seiner 32 Jahre alten Partnerin hat das Kemptener Landgericht einen 27-Jährigen zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Da der Mann aus Kempten zur Tatzeit noch unter Bewährung stand, wurde eine frühere Verurteilung in die Strafe mit einbezogen.
Insgesamt sieben Misshandlungen zwischen Juni 2013 und Mai 2015 sind in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft aufgelistet. Mehrmals musste sich die Frau nach den Übergriffen in ärztliche Behandlung begeben. So durchstieß der Mann im November 2013 mit einem kleinen Messer die vierte Zehe des linken Fußes seiner Freundin. Durch Schläge mit einem Teleskopstock und Stiche erlitt die Frau wiederholt Schnittwunden und Blutergüsse.
Der gravierendste Vorfall ereignete sich laut Anklageschrift am 14. Mai 2015, dem Vatertag. Als die Frau mit ihrem kleinen Hund die Wohnung ihres Peinigers im Kemptener Osten verlassen wollte, folgte ihr der Mann in Richtung Wohnungstür. In der Hand hielt er ein Messer mit einer acht Zentimeter langen Klinge. Damit stach er der Frau in die Nierengegend. Die 32-Jährige erlitt eine drei Zentimeter breite und zehn Zentimeter tiefe Schnittverletzung.
Nur weil das Messer an einem Wirbel hängen blieb, kam es laut Anklageschrift nicht zu einer lebensgefährlichen Verletzung. Die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sie mehrere Tage lang in stationärer Behandlung war. Wie bei früheren Übergriffen kümmerte sich der Angeklagte danach um die 32-Jährige, die vor Gericht als Zeuge auftrat. Der Mann sei immer wieder 'aggressiv und geladen' gewesen, sagte sie. Oft habe er Psychopharmaka eingenommen und sei offensichtlich sehr eifersüchtig gewesen. 'Er hat gesagt, er werde verfolgt und beobachtet', schilderte die Frau.
'Ich habe ein Suchtproblem'
Deren Darstellung hielt der Staatsanwalt für glaubwürdig: 'Was wir von der Zeugin und Geschädigten gehört haben, klingt schlüssig und nicht widersprüchlich.' Trotz erheblicher Übergriffe habe es die Geschädigte aber nicht geschafft, die Beziehung zu dem Mann zu beenden. Für den mehrfach vorbestraften 27-Jährigen forderte der Vertreter der Anklagebehörde eine Freiheitsstrafe von acht Jahren und acht Monaten. Zudem solle die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet werden. Die Verteidigerin hielt eine Strafe von nicht mehr als drei Jahren für ausreichend. 'Ich habe ein Suchtproblem, das gebe ich auch zu', sagte der Angeklagte vor dem Urteilsspruch.
Das Gericht verurteilte ihn wegen gefährlicher Körperverletzung in sieben Fällen zu sechseinhalb Jahren Haft. Zudem muss der Mann nach eineinviertel Jahren im Gefängnis in eine Entziehungsanstalt. Das Leben des Angeklagten könne noch einen guten Verlauf nehmen, wenn er einen Entzug macht, hatte zuvor ein psychiatrischer Sachverständiger gesagt. Das, was in der Anklageschrift stand, sei 'ganz knapp an der Grenze zum versuchten Totschlag', sagte der Richter in der Urteilsbegründung.
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