Der Kiosk um die Ecke hat ausgedient

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Stadtbild Immer mehr Buden machen dicht - Pächter sehen Konkurrenz in Tankstellen und Supermärkten
Von Kerstin Pätzold | Kempten Mal eben schnell ein Päckchen Kaugummi, eine schnelle Semmel für zwischendurch oder die Zeitung am Kiosk kaufen. Diese Möglichkeiten gibt es im Stadtgebiet immer seltener. Denn immer häufiger sind die kleinen Verkaufsläden verwaist. Woran liegt das und was bedeutet eine solche Entwicklung für das Stadtbild?
Diese Fragen wirft Stadtrat Erwin Hagenmaier (CSU) in einem Brief an den Oberbürgermeister auf und fordert, die Kiosklandschaft in Kempten im nächsten Liegenschaftsausschuss zu besprechen. Im Hinblick auf Gäste der Stadt sorgt sich der CSU-Fraktionschef im Stadtrat darum, dass 'die geschlossenen Einrichtungen, wenn sie alsbald nicht mehr gepflegt werden, keinen schönen Eindruck machen'.
In der Tat sind derzeit vier Kioske im Stadtgebiet geschlossen. Seit kurzem stehen Einheimische und Touristen am Hildegardplatz vor verschlossenen Kiosk-Fenstern. 'Der Pächter ist nicht mehr in Kempten', weiß eine Nachbarin. Laut Dr. Richard Schießl, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, steht das Objekt zum Verkauf frei und es gebe durchaus auch Interessenten. 'Solange nicht klar ist, wie es mit der Gestaltung des Platzes weitergeht, halten sich die Nutzer aber zurück', meint Schießl.
Dass auch der Kiosk im Engelhaldepark geschlossen sei - was 'familiäre Hintergründe' habe -, sei 'reiner Zufall', so der Amtsleiter. Die Stadt würde eine Wiedereröffnung begrüßen, doch es handle sich um Privateigentum. In privatem Besitz sei auch der Kiosk in der Lindauer Straße, der seit rund zwei Jahren geschlossen ist. 'Die Eigentümerin würde gerne verkaufen', erklärt Schießl, doch das wolle eine Partei der Grundstückseigner-Gemeinschaft nicht. Die Stadt - nur zum Teil im Besitz der Fläche - würde einem Verkauf zustimmen.
Vergangenes Jahr gingen am Kiosk an der Rottachstraße die Läden runter. Zumindest vorerst, denn in diesem Fall gibt es einen neuen Pächter: Faik Beri hat den Laden übernommen und ist gerade dabei, seine Umbau-Pläne in die Tat umzusetzen. 'Wenn alles klappt, werde ich den Kiosk zum 1. März wiedereröffnen', sagt der 54-Jährige. Auf die Frage, warum immer mehr Kioske in Kempten schließen, antwortet Beri: 'Das liegt am Angebot der Tankstellen, das immer größer wird und beinahe rund um die Uhr zu haben ist'. Deshalb plant Beri in der Rottachstraße neben dem klassischen Kiosk-Angebot auch eine Art Café einzurichten.
Parallel zum Wochenmarkt hat der Kiosk an der Markthalle geöffnet, also immer mittwochs und samstags, außerdem während der gesamten Festwoche. 'Ansonsten lohnt sich das Geschäft nicht', sagt Pächter Robert Baatz. Der Tagesumsatz sei sowieso schon sehr dürftig. Und warum? 'Heutzutage bekommt man überall alles', meint Baatz. Jede zentral gelegene Bäckerei oder Metzgerei habe mittlerweile ein erweitertes Angebot.
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