Memmingen
In Champagnerlaune

- Foto: harald holstein
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Faschingskonzert - Zeremonienmeister und Flügeladjutant lassen das Publikum auch mal stehen
Wer den Karneval lieber nicht so wild und derb haben und dennoch mit viel Humor feiern wollte, war am Rosenmontag im Pfarrsaal von St. Josef genau richtig. Hier zeigten die Sopranistin Barbara Sauter und der Tenor Richard Wiedl mit ihrem Faschingskonzert «Seine Tollität hält Hof», dass es auch in der sogenannten ernsten Musik viel zu lachen gibt. Man kann Lieder und Gesänge aus der klassischen Opernwelt nicht nur heiter und lustig moderieren und in Szene setzen, es gibt auch genügend Stücke, die in sich äußerst humoristisch angelegt sind.
Der vielseitige Tenor aus München bot von all diesen Möglichkeiten reichlich. Als Zeremonienmeister in einem edlen Rokoko-Kostüm eröffnete er den Abend pünktlich um die närrische Uhrzeit 19.19. Er etablierte sich als anspruchsvolle und standesbewusste Figur, der nur das Königlichste vom Adeligsten gut genug sei und «degradierte» seinen Begleiter am Klavier Christian Weiherer zum «Flügeladjutanten». Gleich zu Beginn ließ er das Publikum Haydns Kaiserquartett, aus dem bekanntlich die Deutschlandhymne wurde, in einer Bearbeitung für Klavier stehend anhören.
Nach diesem feierlichen Einstieg folgte höchstes Gesangsrepertoire, darunter die Kavatine des Grafen Almaviva aus Rossinis «Der Barbier von Sevilla» und auch die sehr anspruchsvolle Koloraturarie «Auf meinen Flügeln sollst du schweben» von Johann Sebastian Bach, die Wiedl bravourös meisterte. Mit Barbara Sauter bot er Duette aus Donizettis «Don Pasquale» und Mozarts «Zauberflöte», bei allem ausgekosteten Spaß in den moderierten Überleitungen immer sauber, sehr harmonisch und fein.
Nach der Pause kam der karnevalistische Charakter des Abends voll in Schwung. Die Sänger präsentierten Einschlägiges aus dem Operettenrepertoire, die Kostüme wechselten öfter, wurden aufwendiger und verrückter. Vor allem bei den in Ungarn angesiedelten Szenen ließen beide ihrer Spielfreude freien Lauf. Doch wurden sie dem anrührenden Charakter der Operetten immer gerecht, sie konnten verzaubern und auch große Innigkeit und Stille erzeugen.
Sie agierten temperamentvoll und charmant, aber besonders die Tanzeinlagen und der große körperliche Einsatz begeisterten das Publikum.
Wiedl zeigte als versierter Operndarsteller und ehemaliger Karnevalsprinz der Stadt München großes Geschick im spaßigen Umgang mit dem Publikum. Immer geschmackvoll und mit Freude an der Improvisation boten beide Sänger Heiteres aus der Opernwelt auf höchstem Niveau.
Die Zugaben endeten in rosenmontagswürdigem Übermut und entließen das meist ältere Publikum in bester Champagnerlaune. (haho)
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