406 Personen wurden 2020 im Allgäu vermisst
Wenn Menschen einfach verschwinden: 25 Vermisstenfälle im Allgäu sind ungeklärt

- Im Allgäu wurden 2020 406 Personen vermisst gemeldet. (Symbolbild)
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Immer wieder tauchen Vermisstenmeldungen in den Medien auf. Oft werden die gesuchten Personen von der Polizei gefunden oder kehren selbst zurück. Was aber, wenn das nicht passiert? Solche Fälle gibt es auch im Allgäu. all-in.de hat mit Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, über Vermisstenfälle in der Region gesprochen.
Es gibt das Recht auf Verschwinden
Als vermisst gelten laut dem Bundeskriminalamt (BKA) Personen, die "aus unerklärlichen Gründen von ihrem gewohnten Aufenthaltsort fern bleiben". Nicht immer, wenn jemand verschwindet, leitet die Polizei direkt eine Fahndung ein. "Erwachsene haben das Recht auf Verschwinden", erklärt Stabik. "Erwachsene, die im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind, haben das Recht, ihren Aufenthaltsort frei zu wählen, auch ohne diesen Angehörigen oder Freunden mitzuteilen", beschreibt das BKA.
Eine Fahndung leitet die Polizei ein, wenn jemand seinen gewohnten Lebenskreis verlassen hat, der derzeitige Aufenthalt unbekannt ist und wenn eine Gefahr für Leib und Leben angenommen werden kann. Als eine solche Gefahr gelten Unfälle, Hilflosigkeit, Selbsttötungsabsichten oder der Verdacht, dass der Vermisste Opfer eine Straftat geworden sein könnte.
Über 400 Vermisstenfälle in einem Jahr im Allgäu
Im vergangenen Jahr wurden 406 Personen im Allgäu vermisst gemeldet. 25 von diesen Fällen sind noch immer ungeklärt. Sind Kinder und Jugendliche verschwunden, dann sind sie laut Stabik häufig von zuhause weggelaufen. Erwachsene verschwinden häufig nach einem Suizidversuch.
Nur nach wenigen Vemissten wird öffentlich gefahndet. Im Zuständigkeitsbereich Schwaben Süd/West (Bayrisches Allgäu, Landkreis Neu-Ulm und Landkreis Günzburg) gibt es laut Stabik pro Jahr etwa zehn bis 20 öffentliche Fahndungen. Im Jahr 2020 gab es insgesamt 981 Vermisstenfälle in diesem Zuständigkeitsbereich. Erst wenn die Polizei alle anderen möglichen Methoden bei der Suche angewandt hat und eine konkrete Gefahr für den Vermissten besteht, wird "nach dem letzten Strohhalm", der Öffentlichkeitsfahndung, gegriffen, so Stabik. Werden Namen und Bilder einer Person veröffentlicht, sind diese meist für immer im Internet zu finden. Das könnte für den Betroffenen laut Stabik später eventuell zum Nachteil werden, beispielsweise bei einer Bewerbung.
Aktuelle Öffentlichkeitsfahndungen im Allgäu
Im Allgäu laufen aktuell fünf Öffentlichkeitsfahndungen. Seit Dienstag (26. Januar) wird eine 69-jährige Sonthoferin vermisst. Sie hatte um 19 Uhr ihre Wohnung verlassen und ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt.
Seit dem 13. Dezember 2020 fehlt auch von einer 74-jährigen Kaufbeurerin jede Spur. Die Polizei fahndete großräumig mit Suchhunden, einem Hubschrauber und zahlreichen Einsatzkräften - bislang ohne Erfolg.
Bereits seit dem 14. September 2020 ist ein 62-jähriger Bergwanderer aus Oberstdorf verschwunden. Er war vom Fellhorn auf dem Weg zu einer Gratwanderung.
Eine 35-Jährige aus einer Pflegeeinrichtung in Grünenbach wird seit dem 5. April 2020 vermisst. Sie war vermutlich zu Fuß unterwegs.
Schon seit dem 17. Februar 2020 ist ein 55-jähriger Skitourengeher in Oberstdorf verschwunden. Er hatte sein Hotelzimmer verlassen und ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt.
31-Jähriger seit einem Jahr vermisst
Ein Fall aus dem vergangenen Jahr ist Stabik besonders in Erinnerung geblieben. Ein 31-jähriger rumänischer Staatsangehöriger aus dem Landkreis Günzburg ist am 31. Januar verschwunden. An der Günz ist später sein Rucksack aufgetaucht. Auch nach mehreren großen Suchaktionen konnte die Polizei den Mann nicht finden. Die Günz wurde abgetaucht und Nachbarn befragt. Weil die Polizei ein Gewaltverbrechen nicht ausschließt, wurde der Fall auch in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" gezeigt. "Die Resonanz darauf war groß", meint Stabik, gefunden werden konnte der 31-Jährige jedoch trotzdem bisher nicht.
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