Schlichtung am Freitag
Bayerns Milchbetrieben drohen erneut Streiks

- Die NGG droht mit erneuten Streiks. (Archivbild)
- Foto: NGG
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Auch die zweite Verhandlungsrunde für die rund 19.000 Beschäftigten in Bayerns Milchbranche zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und den Arbeitgebern ist gescheitert und die NGG warnt vor einer ausgedehnten Streikwelle. Am Freitag beginnt die Schlichtung. Sollte diese keinen Durchbruch bringen, könnte ein "heißen Herbst" bevorstehen, sagt NGG-Landeschef und Verhandlungsführer Mustafa Öz. "Anders als viele andere Branchen steht die bayerische Milchwirtschaft trotz Corona sehr gut da. Die Unternehmen kommen mit den Aufträgen kaum hinterher, die Arbeitszeit wird sogar auf Dreischicht und Wochenendarbeit ausgeweitet", so Öz.
Nachfrage nach Milchprodukten gestiegen
Die Nachfrage nach Milchprodukten in den ersten sieben Monaten des Jahres ist nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielson teils rasant gestiegen. "Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 11,7 Milliarden Euro – 40 Prozent mehr als noch im Jahr 2010. Jeder Beschäftigte erwirtschaftete danach zuletzt einen Umsatz von jährlich knapp 630.000 Euro. Das ist rekordverdächtig. Die Beschäftigten erwarten für ihre mittlerweile als systemrelevant geltende Arbeit eine faire Anerkennung“, betont Öz.
Die Arbeitgeber hatten in den bisherigen Verhandlungen eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent und zuletzt von 1,7 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten angeboten. Nach Angaben der NGG liefe das auf ein Plus von lediglich sechs Euro brutto pro Monat für einen Facharbeiter hinaus. Öz spricht von einem "Schlag ins Gesicht der Beschäftigten". Die Gewerkschaft verlangt sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 190 Euro mehr im Monat. Auszubildende sollen 125 Euro zusätzlich bekommen. Ernsthafte Gespräche sind laut dem NGG-Landeschef nicht möglich. Deshalb habe die NGG die Gespräche abgebrochen. Dr. Harald Wanhöfer, der Präsident des Landesarbeitsgerichts, soll nun in dem festgefahrenen Tarifkonflikt vermitteln. Die Schlichtung beginnt am Freitag in Fürstenfeldbruck.
Warnstreiks bereits im Oktober
Mit Warnstreiks in 15 Milchbetrieben hatte die Gewerkschaft bereits Anfang Oktober Druck in der Tarifrunde ausgeübt. "Die Betriebsräte bereiten sich jetzt auf flächendeckende und lange Streiks vor, sollte die Schlichtung ohne Ergebnis bleiben", macht Öz deutlich. Weitere Streiks seien möglich, wenn entweder Arbeitgeber oder Gewerkschaft den Schlichterspruch ablehnen.
Zu den Betrieben der Branche zählen im Allgäu:
- Milchwerke Bad Wörishofen
- Edelweiss
- Hochland Heimenkirch & Schongau
- Nestlé Deutschland AG
- Saliter
- Töpfer
- Karwendel
- S&R Lindenberg
- Allgäu Milch Käse eG
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