Wollten Sie schon immer mal wissen, welche Vögel sich in ihrem Garten oder vor ihrem Balkon tummeln? Wenn ja, dann bietet das kommende Muttertagswochenende die perfekte Möglichkeit das herauszufinden. Der Grund: Vom 8. bis zum 10. Mai ruft der Landesbund für Vogelschutz (LBV) wieder zur "Stunde der Gartenvögel" - und damit zum offiziellen Vögelzählen auf. Wie die Zählung abläuft und warum der LBV dringend auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen ist, verrät die Leiterin des LBV-Bezirksbüros Schwaben Brigitte Kraft im Interview: Frau Kraft, vom 8. bis zum 10. Mai sollen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten, vor ihrem Balkon oder im Park zählen. Was erhoffen Sie sich als LBV denn von der Aktion? Durch die Stunde der Gartenvögel erhalten wir flächendeckend große Datenmengen, die wir dann über mehrere Jahre auswerten können. So werden mit den Beobachtungen verschiedene Fragestellungen beantwortet, wie z.B. "Bevorzugt eine bestimmte Vogelart eher dörfliche oder städtische Strukturen?" oder "In welchen Gebieten kommen die meisten Arten vor?" Da wir die Stunde der Gartenvögel über mehrere Jahre durchführen, können auch Fragen über die Entwicklung wie "Verändert sich die Anzahl der Arten?" oder "Sind die Individuenzahlen gleich bleibend?" beantwortet werden. Diese Art von Wissenschaft nennt sich Citizen Science, das heißt viele Daten werden mit Hilfe der Bevölkerung erfasst. Das könnte ein kleines Forscherteam so gar nicht leisten! Die „Stunde der Gartenvögel“ gibt es bereits seit 2005 - wie groß war die Teilnahme in den letzten Jahren? Die Begeisterung für die heimische Artenvielfalt nimmt immer stärker zu, so ist die „Stunde der Gartenvögel“ auf einem Höhenflug: Mit über 11.400 bayerischen Teilnehmern erreicht Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion auch im Freistaat 2019 eine neue Rekord-Beteiligung. Auch in Schwaben beteiligten sich 535 Beobachter und es wurden über 14.000 Vögel gezählt. Der LBV freut sich sehr über das riesige Interesse an der heimischen Vogelwelt. Die Rekordbeteiligung zeigt auch, wie sehr das Thema Artenschutz gerade seit unserem erfolgreichen Volksbegehren bewegt. Die Menschen sind spätestens seit dem großen Erfolg im Februar 2019 aufgerüttelt und wollen, dass endlich mehr getan wird, um das verheerende Artensterben zu stoppen. Wie sind die Ergebnisse in den vergangenen Jahren ausgefallen? Ist die Zahl der Vögel in der Region stabil? Leider nicht. Obwohl sie in fast jedem Garten beobachtet wurde, setzte sich z. B. der Negativtrend der Amsel 2019 leider fort. Landete sie in den Vorjahren stets auf dem zweiten Rang, so rutschte die Amsel 2019 sogar noch eine Position ab auf Rang 4 und musste den Star vorbeiziehen lassen. Weiterhin besorgniserregend ist der Abwärtstrend bei Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe, die sich ausschließlich von Fluginsekten, sogenanntem Luftplankton, ernähren. Für eine positive Überraschung sorgte jedoch das Rotkehlchen, das seinen Platz in den Top Ten weiter gefestigt hat. Im Vorjahr lediglich in einem Drittel der Gärten zu sehen, wurde es bisher schon an der Hälfte der Beobachtungsorte gesehen. Der vor allem am Boden jagende Insektenfresser fand im milden Winter offensichtlich reichlich Nahrung, dementsprechend gering waren die Verluste. Die Entwicklungen für ganz Bayern lassen sich auch auf das Allgäu übertragen. Was sind denn die Gründe für diese Entwicklung? Das Insektensterben, verursacht durch die industrielle Landwirtschaft, scheint bei den Insektenfressern wie Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe seine direkten Auswirkungen zu zeigen, wobei diese Arten auch vom immer stärkeren Schwund an Nistplätzen und Nistmaterial durch moderne Bauweisen und Versiegelung betroffen sind. Bei der Amsel dürfte die Dürre 2018 hauptverantwortlich sein. Wegen des trockenen Bodens fanden die Tiere nicht genügend Regenwürmer für die Aufzucht ihrer Jungen. Das hat zu einem schlechten Bruterfolg geführt. In manchen Regionen kam der für Amseln tödliche so genannte Usutu-Virus noch hinzu, der im Vorjahr im Freistaat in einigen Gebieten nachgewiesen wurde. Aber zum Glück können sich viele Vogelarten auch wieder erholen. Voraussetzungen dafür sind allerdings gute Lebensbedingungen, das heißt, die Vögel finden passende, ruhige Brutplätze und genügend Futter. Wer Amsel, Drossel, Fink und Star helfen möchte, der sollte seinen Garten oder Balkon vogelfreundlich gestalten. Zur Aktion selbst: Wie läuft die Zählung ab? Mitmachen ist einfach, ob als Familie oder alleine: Alle Teilnehmer sollen am Wochenende vom 8. bis 10. Mai eine Stunde lang Ihre Vögel im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen. Die Ergebnisse werden dann einfach an uns gemeldet. Wir werten die vielen tausend Beobachtungen aus. Auf diese Weise helfen alle Teilnehmer, Neues über die Vögel in Bayerns Gärten herauszufinden. Auch wenn keine oder nur wenige Vögel zu sehen sind, sind das wichtige Informationen für uns. Das Formular gibt es auf unserer Homepage. Alle Teilnehmer nehmen übrigens automatisch an der Verlosung wertvoller Preise teil! [video]https://www.youtube.com/watch?v=TpEFOvYFTeQ[/video] Als Laie kennt man natürlich nicht alle heimischen Arten, wo kann man sich im Vorfeld schlau machen? Auf unserer Homepage gibt es Portraits der häufigsten Gartenvögel und auch auf unserem Zählformular ist die Top 10 abgebildet. Unser Aktionspartner NABU, der die Aktion außerhalb Bayerns durchführt, hat auch einen Film mit den 10 häufigsten Garten-Vogelarten produziert. [video]https://www.youtube.com/watch?v=IiHhuCXmpT8[/video] Wohin genau sollen die Ergebnisse denn geschickt werden? Am einfachsten ist es, die Meldungen auf unserer Homepage einzutragen - dort findet man ab dem 8. Mai ein Formular, in dem die Daten direkt eingetragen werden. Wo und wann gibt es dann die Auswertung der Aktion 2020? Die ersten „Hochrechungen“ gibt es schon jeweils an den Abenden der Aktionstage. Die Auswertung wird dann auf unserer LBV-Seite im Internet, in unserem Mitgliederheft "Vogelschutz" und in Pressemitteilungen präsentiert. Alle Teilnehmer erhalten sie außerdem per Post. Wenn jemand nun Spaß an der Vogelzählung hatte, gibt es Möglichkeiten an weiteren Aktionen teilzunehmen? Wir haben viele spannende Aktionen, bei denen Naturinteressierte mitmachen können! Zum einen gibt es neben der Stunde der Gartenvögel auch die Stunde der Wintervögel im Januar, außerdem läuft auch seit mehreren Jahren das Citizen Science- Projekt Insektensommer. Auch für kurzeitige Projekte bitten wir die Bevölkerung um Mithilfe, zur Zeit z.B. bei Kuckuck -und Wiedehopf-Sichtungen. Und wem das noch nicht reicht, der ist jederzeit herzlich willkommen, sich aktiv für den Naturschutz in einer unserer Kreisgruppen einzubringen. Anhand unserer Bildergalerie finden Sie übrigens eine Auswahl der gängigsten heimischen Vögel. Eine Zählhilfe für die Stunde der Gartenvögel gibt es zum Download auf der Homepage des LBV.
Mitmach-Aktion: "Stunde der Gartenvögel"- LBV ruft zur Vogelzählung auf
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