An der Buchloer Realschule läuft die R 6 gut an. Von Katja Egli Mit einem lautstarken 'Guten Morgen Frau Klocke' begrüßt die Klasse 5a ihre Deutschlehrerin im Chor. Seit gut sechs Wochen drücken auch Zehn- und Elfjährige die Bänke der Buchloer Realschule, denn mit Beginn des Schuljahres wurde die Sechsstufigkeit (R 6) eingeführt. Einen 'Sturm' von Lebendigkeit, Temperament und die Spontaneität der 111 Kinder erlebt laut Cornelia Klocke-Lipinski, Leiterin des pädagogischen Teams zur Einführung der R 6, die Realschule seitdem.
'Es herrscht ein ganz neues Bild in der Schule', berichtet Klocke-Lipinski von ihren ersten Erfahrungen mit den Kleinen, 'ihre Freude am Erzählen und am praktischen Lernen sowie ihre Motivation sind sehr positiv'. Allerdings gebe es 'arbeitsorganisatorische Probleme'. Beispielsweise vergäßen die jungen Schüler öfter Hefte und Bücher oder brächten die falschen mit. Ungewohnt sei auch, 'dass sie im Unterricht einfach gerne aufstehen', so Klocke-Lipinski. Diese 'altersspezifischen Eigenheiten' der Fünftklässler stellten neue Herausforderungen an die Lehrer.
So müsse in kleineren Schritten unterrichtet werden und die Lehrer müssten versuchen, spielerische Zugänge zu den Lerninhalten zu finden. Außerdem sei der Bezug zu den Kindern, die aus der Grundschule hauptsächlich einen Lehrer gewohnt sind, und jetzt mit vielen Fachlehrern zurecht kommen müssen, enger. 'Wir sind noch richtige Klassenmamas.' Manchmal müsse sie ihren geplanten Unterricht einfach zurückstellen und die Kinder erzählen lassen, sagt Klocke-Lipinski. 'Wir brauchen sehr viel Geduld und unsere Rolle als Erzieher ist viel wichtiger als in höheren Klassen.'
Dies fange bei Grundsätzlichem wie einfachen Gesprächsregeln an. Praktisch setzt die Lehrerin diese Aufgabe beispielsweise mit verschiedenen Karten um, die sie ihrer reinen Bubenklasse mit mahnendem Blick entgegenhält, wenn die Schüler durcheinanderreden oder sich nicht melden. 'Zuhören', 'Melden' und 'Nicht schwätzen' heißt es auf den grünen Schildern. Teilweise greifen diese Erinnerungen aber noch nicht. Dann droht Klocke-Lipinski zuerst mit der Gelben Karte, im schlimmsten Fall folgt die Rote die bedeutet, die Gesprächsregeln müssen so und so oft abgeschrieben werden.
Die Kinder kämen mit 'sehr unterschiedlichen Voraussetzungen' von den Grundschulen, so Klocke-Lipinski. Dies sei auch bei den ersten Stegreifaufgaben deutlich geworden. Neben guten Ergebnissen, zeigten die ersten Tests auch Lücken auf. Diese Startschwierigkeiten versuchen die Lehrer laut Klocke-Lipinski, gemeinsam mit den Eltern zu bekämpfen. Die Kinder müssten verstehen, dass eine Drei in der Realschule eine andere Wertigkeit habe als in der Grundschule.
Rektorin Magdalena Schmid zieht nach den ersten Wochen mit den vier fünften Klassen ein positives Resüme: 'Die Atmosphäre hat sich verjüngt und die Kleinen sind zwar süß, aber sie behaupten auch ihren Platz in der Schule.' Zudem habe sich die Vorbereitung durch ein organisatorisches Team, dem auch die Tutoren angehörten, und das pädagogische Team bewährt.
Der zehnjährige Dominik und sein Banknachbar Christian fühlen sich auf jeden Fall wohl an ihrer neuen Schule. 'Man muss zwar viel mehr lernen und sich auf alle Fächer vorbereiten, aber es gibt für Musik viel mehr Instrumente als an der Grundschule', sagt Dominik und Christian fügt begeistert hinzu: 'Biologie ist toll, es gibt Modelle, an denen man den ganzen Körper sieht.'