Von Kathrin Felle|ScheideggZuerst tönen die Klänge des Bandoneons durch den Raum, des Urinstruments des Tangos. Schluchzend, brummend, dann wieder leise kichernd locken sie die Geige an, die sich sofort auf diesen unwiderstehlichen Flirt einlässt. Vorsichtig tasten sich die beiden Instrumente aneinander an, himmeln sich an wie ein frisch verliebtes Paar, um sich dann für kurze Momente wieder nur sich selbst zu widmen. Tango knistert in der Luft.
Wie eine Diva auf der Bühne
Dann kommt sie herein: Malena Grandoni. blondes Haar, rot geschminkte Lippen, funkelnde Ohrringe und ein mit Strasssteinen besetztes Abendkleid. Wie eine Diva steht sie auf der Bühne. Als ihre Stimme sich im Saal ausbreitet, wird allen klar, dass sie diesen großen Auftritt verdient hat. Ariengleich, dann wieder samt gurrend lässt sie ihre Stimme auf das Publikum los und begeistert.
'Ensemble Milonga Sentimental' nennt sich das Trio - das eigentlich ein Quartett ist. Doch an diesem Abend im Kurhaus in Scheidegg fehlt der Kontrabass, was die drei begabten Musiker aber leicht ausgleichen. Tangos und Milongas spielen sie, die zum Teil aus der Feder des Bandoneonisten Andres Grandoni stammen, zum Teil Interpretationen von Klassikern sind.
Sehnsucht, Wehmut und Schmerz drückt der Tango aus. Freude, Leidenschaft und Eifersucht die Milonga. Und das Ensemble verstand es bravourös, den Zuhörern auch noch die leisesten Zwischentöne dieser unterschiedlichen Gefühlslagen bewusst zu machen. Ein großer Genuss war es vor allem, den Tönen zu lauschen, die die Violinistin Olivia Valdez ihrer Geige entlockte. Und dies auf eine charmante und unaufdringliche Art.
Nicht auf die Stühle verbannt
Der argentinische Abend war ein klassisches Konzert. Und doch wieder nicht. Denn die Zuhörer wurden nicht auf ihre Stühle verbannt, sondern aufgefordert zu tanzen, was zunächst zögerlich, dann immer forscher auch getan wurde. Und so entstand eine noch engere Beziehung zwischen Bühne und Zuschauerraum, welche die besondere Note dieser Vorstellung noch unterstrich.