Von Markus Bär, Kaufbeuren - Rudolf Bufler wirkt auf den ersten Blick fast unauffällig - im Anzug, mit Krawatte, in seinem Büro als Schulleiter. Doch im Gespräch wird dem Zuhörer schnell klar, dass es sich bei Bufler um alles andere als den klassischen korrekten Beamten, um einen Pädagogikverwalter handelt. Der 63-Jährige ist seit 1976 Leiter der Staatlichen Realschule in Kaufbeuren und seit 1983 Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Südschwaben. Er beaufsichtigt quasi als Außenstelle des Kultusministeriums 27 Realschulen zwischen Neu-Ulm und Lindau, zwischen Oberbayern und Baden-Württemberg. Nun geht Bufler in den Vorruhestand. Am heutigen Donnerstag wird er in einer Feierstunde verabschiedet. Zitat Die Schüler haben sich nicht verändert, aber die Rahmenbedingungen.} Rudolf Bufler, Leiter der Staatlichen Realschule Bufler, Jahrgang 1939, wuchs in Weiler im Westallgäu auf und ging in Lindenberg in das Gymnasium. Schon mit zwölf Jahren schnupperte der Westallgäuer dann Auslandsluft. Die Mutter (der Vater war im Osten gefallen) schickte den Buben zu einer befreundeten Familie nach Frankreich. 'Das war nach dem Krieg nicht selbstverständlich', so Bufler, gab es doch noch viele Vorbehalte gegen die Deutschen. 'In Frankreich sagten sie zu mir, Rudi, Du musst so gut Französisch lernen, dass man Dich nicht als Deutschen erkennt.' Das war ihm ein Ansporn. Damals erwachte dann seine Liebe zu dem Nachbarland. 'Dort habe ich im Grunde genommen gelernt, dass nicht alles so reglementiert werden muss, wie bei uns.' Die Folge dieser Nähe zur französischen Kultur: Bufler geht nach München und studiert Französisch - und zudem auch Englisch. Er verbringt Anfang der 60er-Jahre ein Jahr als Deutschlehrer in England. 'Dort wurde ich unglaublich kameradschaftlich aufgenommen.' Auf der Insel gefiel es ihm so gut, dass er dort fast hängen geblieben wäre. Schließlich zog es Bufler dann aber doch wieder nach Deutschland zurück. Er bekam 1965 eine Stelle als Lehrer in Kaufbeuren, was ihm schon deshalb entgegenkam, weil seine Frau von hier stammt. 1971 wechselte er dann ins Kultusministerium ins Personalreferat der Realschulen - also weit fort vom Lehrerpult. 'Ich war aber immer mit Leib und Seele Lehrer.
' Er nahm die Stelle in München nur unter der Bedingung an, dass er nach einigen Jahren wieder in den Schuldienst gehen kann. Fünf Jahre später war es soweit. Er ging zurück nach Kaufbeuren - und zwar als Leiter der Staatlichen Realschule. Die 70er waren eine schwierige Zeit. 'Durch die Einführung der Fachoberschulen (FOS) mussten wir viele Realschullehrer hergeben.' Zeitgleich wurden viele Realschulen gegründet. Die Folge: Massiver Lehrermangel. 1983 wurde er dann Ministerialbeauftragter für die Realschulen. Eine Aufgabe Buflers: Die Schulleiter der 27 Realschulen seines Gebietes jährlich nach einem Kriterienkatalog zu benoten. Eine andere Aufgabe: Schulen vernetzen, vermitteln. 'Wenn in Babenhausen ein bestimmtes Projekt gemacht wird, sage ich, fragt in Sonthofen nach, die haben schon Erfahrungen mit diesem Thema', schildert Bufler ein Beispiel. Auch die Lehrerfortbildung organisiert er. So verschwanden Kurzschrift und Maschinenschreiben aus dem Lehrplan, statt dessen steht nun Textverarbeitung oder Informatik auf dem Programm. Mit seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben wird es Bufler aber nicht langweilig werden. Zum einen sitzt er seit März für die Freien Wähler im Kaufbeurer Stadtrat. Zum anderen ist er als Pfleger von den beiden Kaufbeurer Kindergärten St. Josef und Cosmas, von den beiden Heilpädagogischen Tagesstätten in Kaufbeuren und von der Kinderkrippe St. Josef tätig. Hier muss er sich um den finanziellen Haushalt, das Personal und die Ausstattung kümmern. Ansonsten will er seine Freundschaften noch mehr pflegen ('Das gesellige Zusammensein ist mir ganz wichtig') und sich um seinen großen Garten am Kesselberg kümmern. Ein Resümee zieht Bufler aus all den Jahren. Die Jugendlichen, die Schüler der 60er-Jahre bis heute hätten sich nicht verändert, auch wenn dies oft anders gesehen werde. Die Rahmenbedingungen seien hingegen anders geworden. Und Jugendliche von damals wie von heute bräuchten vor allem eines: Einen 'Anreger', der sie dazu bewegt, Ideen umzusetzen. Und das ist für Bufler ein guter Lehrer.