Von Iris Voracek Oberallgäu Ich glaube, ich fang mal an, was von mir zu erzählen. Ich bin neu hier, wirft Heinz Bühler etwas zögernd in die Runde. Der große Tisch im Wiggensbacher Gasthof Goldenes Kreuz ist bis auf den letzten Platz besetzt. Seit eineinhalb Jahren trifft sich eine zehnköpfige Gruppe Oberallgäuer, die mit einem Spender-Herz leben, alle acht Wochen zum Erfahrungsaustausch. Bei Kaffee und Kuchen wird gelacht und erzählt. Von der Familie, der Wirtschaftslage, aber auch von Medikamenten und der Hoffnung auf neue Gesetze, die jeden geeigneten Toten automatisch zum Organspender machen, wenn er keine schriftliche Erklärung dagegen bei sich trägt. Doch als Bühler, der in Bad Wörishofen wohnt, seine Tasse abstellt und zu reden beginnt, ist es still. Jeder der Anwesenden hat die Geschichte des Ingenieurs für Landschaftspflege selbst oder als Angehöriger ähnlich erlebt. Im Oktober 1992 setzen Ärzte am Münchner Klinikum Großhadern Bühler ein Spenderherz ein für den heute 75-Jährigen der Beginn eines neuen Lebens. Im Beruf war ich zwar voll drin, kam aber keine Treppe mehr hoch, schildert Bühler sein Leben zuvor. Nachts sei es besonders schlimm gewesen: Aus Angst, dass ich nicht wieder rauf komme, hab ich mich nicht getraut, einen Stock tiefer in die Küche zu gehen. Der Tag, der sein Leben wieder lebenswert machte, sei ein ganz normaler Arbeitstag gewesen: Ich war auf der Baustelle, als ich die Nachricht bekam, dass ein Spenderherz auf mich wartet. Mit einem Bekannten, der ein schnelles Auto hatte, bin ich nach München gefahren, erinnert sich der Wörishofener, der noch am selben Abend der Transplantation zustimmte. Da denkst du, jetzt geht es um alles, Leben oder Sterben, erinnert sich auch Franz Gorus (63) aus Krugzell an den Tag, als ihn der Hubschrauber zur Operation abholte. Das war im Herbst 2000. Knapp ein Jahr zuvor erhielt der Formermeister bei seiner Arbeit einen Herzinfarkt und lag anschließend sechs Wochen im Koma. Die schlimmste Zeit waren die neun Monate, in denen ich warten musste. Ich habe jede Stunde, jede Minute daran gedacht, dass es gleich losgehen könnte, sagt er nachdenklich. Weil er für die Klinik immer erreichbar sein muss, schaffte er sich eigens ein Handy an, mit dem er an einem klaren Herbsttag die erlösende Nachricht bekam: Wir haben ein Spender-Herz für Sie!Das alles habe er nur diesem kleinen Stück Papier zu verdanken, betont Gorus immer wieder und zieht einen Organspende-Ausweis hervor. Die Angst, es könnten bei Lebenden Organe entnommen werden, sei unbegründet, so Gorus. Drei unabhängige Mediziner müssen den Hirntod feststellen, weiß er. Obgleich dem Krugzeller auch heute eine wöchentliche Blutuntersuchung beim Arzt und Medikamente nicht erspart bleiben, hat er seine volle Lebensqualität wieder erlangt: Ich bin gesund. Erst letzte Woche war ich beim Skifahren, berichtet er gut gelaunt. So hat er allen Grund, seinen Geburtstag gleich zweimal im Jahr zu feiern, wie alle in dieser Runde. Nein, einer feiert sogar dreimal: Thomas Finkel aus Hindelang, bei dem das erste Spender-Herz eines 19-jährigen Motorrad-Fahrers nicht richtig arbeiten wollte. Acht Wochen später wurde er erneut operiert, diesmal erfolgreich.
Informationen gibt der Arbeitskreis Organspende, Telefon (0130) 91 40 40. Von Iris Voracek Oberallgäu Ich glaube, ich fang mal an, was von mir zu erzählen. Ich bin neu hier, wirft Heinz Bühler etwas zögernd in die Runde. Der große Tisch im Wiggensbacher Gasthof Goldenes Kreuz ist bis auf den letzten Platz besetzt. Seit eineinhalb Jahren trifft sich eine zehnköpfige Gruppe Oberallgäuer, die mit einem Spender-Herz leben, alle acht Wochen zum Erfahrungsaustausch. Bei Kaffee und Kuchen wird gelacht und erzählt. Von der Familie, der Wirtschaftslage, aber auch von Medikamenten und der Hoffnung auf neue Gesetze, die jeden geeigneten Toten automatisch zum Organspender machen, wenn er keine schriftliche Erklärung dagegen bei sich trägt. Doch als Bühler, der in Bad Wörishofen wohnt, seine Tasse abstellt und zu reden beginnt, ist es still. Jeder der Anwesenden hat die Geschichte des Ingenieurs für Landschaftspflege selbst oder als Angehöriger ähnlich erlebt. Im Oktober 1992 setzen Ärzte am Münchner Klinikum Großhadern Bühler ein Spenderherz ein für den heute 75-Jährigen der Beginn eines neuen Lebens. Im Beruf war ich zwar voll drin, kam aber keine Treppe mehr hoch, schildert Bühler sein Leben zuvor. Nachts sei es besonders schlimm gewesen: Aus Angst, dass ich nicht wieder rauf komme, hab ich mich nicht getraut, einen Stock tiefer in die Küche zu gehen. Der Tag, der sein Leben wieder lebenswert machte, sei ein ganz normaler Arbeitstag gewesen: Ich war auf der Baustelle, als ich die Nachricht bekam, dass ein Spenderherz auf mich wartet. Mit einem Bekannten, der ein schnelles Auto hatte, bin ich nach München gefahren, erinnert sich der Wörishofener, der noch am selben Abend der Transplantation zustimmte. Da denkst du, jetzt geht es um alles, Leben oder Sterben, erinnert sich auch Franz Gorus (63) aus Krugzell an den Tag, als ihn der Hubschrauber zur Operation abholte. Das war im Herbst 2000. Knapp ein Jahr zuvor erhielt der Formermeister bei seiner Arbeit einen Herzinfarkt und lag anschließend sechs Wochen im Koma. Die schlimmste Zeit waren die neun Monate, in denen ich warten musste. Ich habe jede Stunde, jede Minute daran gedacht, dass es gleich losgehen könnte, sagt er nachdenklich. Weil er für die Klinik immer erreichbar sein muss, schaffte er sich eigens ein Handy an, mit dem er an einem klaren Herbsttag die erlösende Nachricht bekam: Wir haben ein Spender-Herz für Sie!Das alles habe er nur diesem kleinen Stück Papier zu verdanken, betont Gorus immer wieder und zieht einen Organspende-Ausweis hervor. Die Angst, es könnten bei Lebenden Organe entnommen werden, sei unbegründet, so Gorus. Drei unabhängige Mediziner müssen den Hirntod feststellen, weiß er. Obgleich dem Krugzeller auch heute eine wöchentliche Blutuntersuchung beim Arzt und Medikamente nicht erspart bleiben, hat er seine volle Lebensqualität wieder erlangt: Ich bin gesund. Erst letzte Woche war ich beim Skifahren, berichtet er gut gelaunt. So hat er allen Grund, seinen Geburtstag gleich zweimal im Jahr zu feiern, wie alle in dieser Runde. Nein, einer feiert sogar dreimal: Thomas Finkel aus Hindelang, bei dem das erste Spender-Herz eines 19-jährigen Motorrad-Fahrers nicht richtig arbeiten wollte. Acht Wochen später wurde er erneut operiert, diesmal erfolgreich. Informationen gibt der Arbeitskreis Organspende, Telefon (0130) 91 40 40.