Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

"Seelisch und körperlich eine immense Belastung"

Kempten

"Seelisch und körperlich eine immense Belastung"

    • |
    • |

    Als sie heirateten war für Eva und Herbert (Name geändert) klar: Sie wollten Kinder. Doch es klappte einfach nicht und die biologische Uhr begann für die heutige 36-jährige Kemptenerin zu ticken. Dann informierte sich das Paar über die so genannte künstliche Befruchtung und begann mit der Behandlung. Fünf Jahre gingen die beiden einen "beschwerlichen Weg". Bereut haben sie ihre Entscheidung, eine Schwangerschaft nicht der Natur zu überlassen, nicht.

    "Grenzen muss man sich schon setzen", sind beide überzeugt. Denn die Odyssee der Behandlungen sei nicht nur "seelisch und körperlich" eine immense Belastung, sondern auch finanziell. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen außer im Ausland nur einen Teil der Behandlung. Eva und Herbert, die die künstliche Befruchtung in Österreich vornehmen ließen, da es damals noch kein Kinderwunschzentrum in Kempten gab, kostete dies knapp 4000 Euro.

    Dennoch: Wenn Eva schwangere Frauen sah, wurde sie wehmütig. Wenn Herberts Kollegen über ihre Kinder sprachen, konnte er nie mitreden. Dazu kam, dass Außenstehende mit Kindern Paare oft belächeln, wenn es nicht klappt. Und zu guter Letzt gab es dann noch "gute Ratschläge", was man machen muss, um zum

    Erfolg zu kommen. Denn obwohl Herbert zeugungsfähig war, wollte es nicht klappen. So begann vor allem für Eva der Gang von Arzt zu Arzt. Schilddrüsenuntersuchungen, Akupunktur, Gebärmutter- und Eileiterprüfung, Genanalyse, Bluttest - selbst der Job wurde gewechselt, um den Stress einer Wochenendbeziehung zu beenden und Arztbesuche wahrnehmen zu können. Auch das half nichts. Per Internet informierten sich die beiden nach wiederholt erfolgloser Hormonbehandlung über künstliche Befruchtung - und landete in Bregenz. Denn sie hatten erfahren, dass in Österreich andere Gesetze der Reproduktionsmedizin gelten und die Erfolgschancen höher seien als in Deutschland.

    Doch die Befruchtung (Erfolgsquote 30 Prozent) war erneut negativ. Eva und Herbert, mittlerweile in Kempten wohnhaft, begaben sich in die Hände von Professor Dr. Ricardo Felberbaum. Der Chefarzt des Brust- und Kinderwunschzentrums am Klinikum Kempten-Oberallgäu habe sie aus ihrem psychischen Loch geholt und nach gründlicher "Ursachenforschung" wieder mit Hormonbehandlungen begonnen. Ohne diese "fachliche und menschliche Unterstützung" hätten sie den beschwerlichen Weg nicht weiterverfolgt, erzählt das Paar. Denn erneut wurde eine künstliche Befruchtung ins Auge gefasst. Kurz vor dem Termin dann die Freudennachricht: Die letzte Hormonbehandlung war ein "Volltreffer", Eva war schwanger.

    Aufklärung über Risiken

    Vorsichtig klärte Felberbaum sein erstes Paar im Kinderwunschzentrum auch über alle Risiken auf, besprach die hohe Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsgeburten. In Kempten bekamen die beiden laut ihrer Darstellung nicht nur Verständnis, sondern auch jene Infos, die sie sich zuvor mühsam zusammensuchten. Schön fänden sie es, wenn es zu einem Austausch Betroffener im Allgäu kommen könnte.

    Dann könnten Eva und Herbert über ihre Zwillinge nach künstlicher Befruchtung berichten - und ihr drittes Kind, mit dem Eva ganz normal schwanger wurde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden