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"Schade, dass es keinen Umzug mehr gibt"

BZ

"Schade, dass es keinen Umzug mehr gibt"

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    "Wenn der Faschingsumzug nicht stattfindet, ist Buchloe doch wirklich ein Dorf." Diese Ansicht vertrat der Buchloer August Markus bei einer -Umfrage im November 1985. Einige Jahre später war es dann soweit - dem Buchloer Gaudiwurm drohte das endgültige Aus. Vor genau 20 Jahren schlängelte er sich zum letzten Mal am Faschingssonntag durch die Bahnhofstraße.

    Warum die Veranstaltung scheiterte, das stellten die Motorradfreunde Lindenberg drei Jahre später sehr anschaulich dar: Beim Faschingszug in Igling nahmen sie als "kopfloser Wurm" teil - dem Buchloer Umzug fehlte der juristische Kopf - ein Verantwortlicher.

    "In den 60er und 70er Jahren gab es in Buchloe einen Faschingsverein, der auch einen Umzug veranstaltete. Der Verein wurde jedoch aufgelöst", erzählt Bernhard Rid, ehemaliger Vorsitzender des Buchloer Musikvereins. 1981 ließen dann der Musikverein, der Faschingsverein Lindenberg, das Rote Kreuz Buchloe und die Feuerwehr die Faschingstradition in Buchloe wieder aufleben. "Aus dem Nichts haben wir einen Umzug auf die Beine gestellt", erinnert sich Rid. Alle Vereine halfen zusammen. "Es war eine tolle Zeit."

    Voll Euphorie ans Werk

    Voll Euphorie seien die Teilnehmer ans Werk gegangen. "Als V-Markt-Vampire haben wir die Stadträte weich gekocht", erzählt Feuerwehrkommandant Helmut Weiß lachend. Und in einer "Altweibermühle" habe man alte Frauen in junge Mädchen verwandelt. Schon Wochen vor dem Spektakel schmiedeten die Vereine Pläne und schweißten laut Weiß oft abenteuerliche Gefährte zusammen. "Die Polizei musste schon beide Augen zudrücken", meint er.

    Undankbare Aufgabe

    Doch jedes Mal musste auch einer mit seinem Namen für die Sicherheit bürgen. Einer musste unterschreiben, dass alle Auflagen erfüllt werden.

    Diese undankbare Aufgabe übernahm der damalige Feuerwehrkommandant Ulrich Herkommer: "Ich war jedes Mal heilfroh, wenn der Umzug unfallfrei über die Bühne gegangen ist", erinnert er sich und Rid pflichtet ihm bei: "Wir konnten erst entspannt feiern, wenn alles vorbei war."

    Weiß, der später den Kommandantenposten übernahm, wollte dieses Risiko nicht auf sich nehmen. So müsste rein theoretisch vor dem Zug kontrolliert werden, ob alle Fahrzeuge zugelassen sind. Alkohol am Steuer sei auch bei Umzügen nicht erlaubt und die Wagen müssten zahlreichen Sicherheitsbestimmungen genügen.

    "Natürlich habe ich bedauert, dass kein Faschingsumzug mehr zustande kam", sagt Weiß. Doch niemand wollte die Verantwortung tragen - auch von den anderen Vereinen nicht. Herkommer erzählt: "Die Begeisterung der Vereine für den Gaudiwurm schlief ein."

    Bernhard Rid würde zwar selbst keinen Zug mehr organisieren: "Aus dem Alter bin ich raus." Doch er und Herkommer heben, obwohl es immer recht nervenaufreibend gewesen sei, hervor: "Schön war es trotzdem und es ist schade für die Stadt Buchloe, dass es keinen Umzug mehr gibt."

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