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Sarah verschiebt ihren Traum um vier Jahre

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Sarah verschiebt ihren Traum um vier Jahre

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    22-jährige Straßenfahrerin der Radunion Wangen hofft jetzt auf die Olympischen Spiele in Peking Wangen (rh). Eine Verletzung im Frühjahr war schuld daran, dass die Radfahrerin Sarah Düster die Olympischen Spiele in Athen jetzt von der Ferne beobachten muss. Die 22-Jährige, die für die Radunion Wangen startet, geht mit der Enttäuschung recht gelassen um und hofft jetzt auf Peking 2008.

    'Man muss bei den wichtigen Rennen dabei sein, für die Mannschaft fahren und gute Ergebnisse bringen.' So beschreibt Sarah Düster den vermeintlich einfachen Weg zu einem Olympiastartplatz. Dass die Sache so einfach nicht ist, musste die Premium-Amateurin in diesem Jahr schmerzlich erfahren: Zwei Stürze im Frühjahr, einer im Training und der zweite bei einem Straßenrennen in Holland, warfen die 22-Jährige in ihrem Trainingsplan so weit nach hinten, dass sie bald wusste, 'dass das dieses Jahr nix mehr wird'. So tragisch aber nimmt die frisch gebackene Erzieherin den Verzicht auf Athen nicht. 'Ich hätte eine Chance gehabt, ja', sagt sie. 'Aber ich musste in diesem Jahr auch noch die Abschlussprüfungen bestehen.' Den Abschluss müsse sie nur einmal im Leben machen, Olympia hingegen komme alle vier Jahre. Kindergarten als Ausgleich Probleme mit Schule oder Arbeit - davon spüren Sarah Düsters Kolleginnen im Nationalteam nichts. In diesem Team fahren nämlich ausschließlich Beamtinnen des Bundesgrenzschutzes - mit Ausnahme von Düster. Ihr Trainer bewundert die Art und Weise, wie sein Allgäuer Schützling Schule, Arbeit, Training und Wettkämpfe unter einen Hut bekommt. 'Mir ist es wichtig, dass ich etwas zum Ausgleich habe', erklärt die Erzieherin, die ab 1. September ihr Anerkennungsjahr im Kindergarten St. Monika in Wangen absolvieren wird. Dort hat man großes Verständnis für Sarahs 'Nebenjob': Statt in einem Jahr, wird sie zwei Jahre lang zu 50 Prozent als Azubi angestellt sein, damit sie das verlangte Trainingspensum trotz Beruf schaffen kann. Ob sie Profi werden will? Finanziell würde sich ohnehin nicht viel ändern, sagt Sarah Düster dazu. Frauenradrennen werden zwar immer populärer, davon leben könne jedoch niemand. Düsters Team Red Bull versorgt die Ausnahme-Athletin mit Equipment und bezahlt ihre Ausgaben, ein Gehalt aber bekommt sie nicht. Fährt sie für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bei Weltcups, übernimmt dieser die Kosten. Von horrenden Preisgeldern wie bei den männlichen Kollegen aber können die Frauen - derzeit - nur träumen. Befragt nach ihren sportlichen Träumen, steht für Sarah Düster zunächst einmal die Weltmeisterschaft 2005 im Vordergrund. Bis dahin will sie auf allen Weltcups präsent sein und die Frauen-Touren fahren. Die Olympischen Spiele sind für die Allgäuerin nach wie vor ein Thema. 'Aber so weit möchte ich nicht planen.' Sarah Düster, die im Schnitt täglich drei bis vier Stunden (80 bis 120 Kilometer) auf dem Rad zurücklegt, hat sich das Straßenrennen der Frauen in Athen natürlich angesehen - auch die unfreundliche Geste der Silbermedaillengewinnerin Judith Arndt. 'Ich kann Judith schon verstehen, aber sie sollte ihren Frust nicht so öffentlich zeigen', bewertet die jüngere Kollegin den hoch gestreckten Mittelfinger ihrer erfahrenen Nationalteam-Kollegin, die sauer auf den BDR ist. Wegen ihrer eigenen Nichtnominierung ist Düster im Gegensatz zu der Freundin von Judith Arndt, Petra Rosner, oder zu der Göttlishofenerin Nina Göhl nicht sauer auf das NOK. Dazu hat sie auch keinen Grund: Düster ist kein Opfer starrer Regeln geworden, sondern hat die Qualifikation auf Grund ihres Trainingsrückstands nicht geschafft. Was Sarah Düster mit ihrer Radunion- Mountainbike-Kollegin Nina Göhl teilt, ist die Hoffnung auf Peking 2008. 'Mit Ende 20 erreicht man seinen sportlichen Höhepunkt', sagt die erst 22-Jährige. Und wenn sie bis dahin bei den wichtigen Rennen dabei ist und für die Mannschaft fährt, keimt die Olympiahoffnung vielleicht wieder auf. Dann könnte die Radunion Wangen im Idealfall gleich zwei Tickets in die chinesische Hauptstadt buchen.

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