Funktioniert eine Kirche ohne Glocken? „Nein“, sagt der Seeger Pfarrer Wolfgang Schnabel ganz klar. Das kirchliche Leben ist aus seiner Sicht untrennbar mit Glockengeläut verbunden. „Es begleitet das menschliche Leben von der Taufe bis zum Tod. Es ruft die Menschen zum Gottesdienst zusammen und trägt die Botschaft nach draußen “, sagt der Katholik. Letzteres tun die Glocken sogar, indem sie nach dem Gottesdienst am Gründonnerstag traditionell schweigen. Sie fliegen nach Rom, wo sie geweiht werden, heißt es im Volksmund und so wird es Kindern oft erzählt. In Wahrheit aber verleiht das fehlende Läuten den Kartagen vor Ostern und damit der Leidenszeit und dem Tod Jesu Christi die nötige traurige Stille. „Es zeigt das besondere Gepräge dieser Tage“, sagt Schnabel. Am Karfreitag zum Beispiel werde das Leiden des Herrn betrachtet. Ratschen treten an diesem Tag traditionell vielerorts an die Stelle der Glocken. Ihr harter Klang soll symbolisch an die Schläge erinnern, die Jesus erhalten hat. Der Karsamstag sollte für Christen ein Tag der Ruhe sein. „Leider ist er für viele heute aber eher dazu da, Vorbereitungen für Ostern zu treffen“, sagt Schnabel.
Mehr über Glocken und ihre Bedeutung für die Kirche lesen Sie in der Donnerstagsausgabe der Allgäuer Zeitung, Ausgabe Füssen, vom 18.04.2019. Die Allgäuer Zeitung und ihre Heimatzeitungen erhalten Sie