Von unserem Mitarbeiter Dr. Rainer Schmid, Kempten - Tanzen kann eine Leidenschaft sein. Fotografieren auch. In den Bildern Tobias Wootons treffen beide Passionen aufeinander, befruchten sich gegenseitig. Seine Foto-Ausstellung im Ka Ri Dance Studio zeigt allerdings mehr und anderes als fotografiertes Ballett. Um die rauschende Geschwindigkeit des Tanzes ins Medium der Fotografie zu bannen, hat bereits vor einem halben Jahrhundert der Pariser Exilrusse und einflussreiche Designer Alexej Brodovich die Unschärfe gezielt als Stilmittel eingesetzt. Der 21-jährige Kemptener Wooton, Musiker und angehender Mediendesign-Student, bisher schon Gestalter von CD-Booklets, Bühnenbildern, Plakaten und Jahresberichten der Sing- und Musikschule, geht einen Schritt weiter. Schwarzlicht, fluoreszierende Kleidungsstücke, Langzeitbelichtung zwischen vier und zwanzig Sekunden sind die Zutaten seines künstlerischen Kochrezepts, nach dem vier Tänzerinnen und ein Tänzer vom Ka Ri-Studio ihre 'Tanzspuren' auf dem Zelluloid hinterlassen. Kurven und Kreise, Fächer und Punkte zeichnen sich verschiedenfarbig vor schwarzem Hintergrund ab, bilden fantasy-nahe Illustrationen des Tanzes.
Licht-Embryo oder Allgäuer Kuh Dabei lassen sich Bewegungsphasen im Raum von Hand und Fuß, Kopf und Körper oft deutlicher erkennen, als dies beim Live-Zuschauer möglich wäre. Der Foto-Bereich erweitert sich so in die filmische Dimension hinein. Oder umgekehrt: Sequenzen eines Filmablaufs werden auf ein Foto gebannt, das zum künstlerisch aussagekräftigen Bild auswächst. Welche - auch spaßhafte - Assoziationen beim Betrachter 'frei werden', wird sich niemand vorschreiben lassen. Beim Umhören während der Vernissage anlässlich einer Studio-Performance reichte die Palette von 'Licht-Embryo' über 'Tanzender Derwisch' bis zu 'Allgäuer Kuh'. i Die Ausstellung im 'Ka Ri Dance and Body Space Studio' (Salzstraße 29) dauert bis Ende Februar. Sie ist geöffnet Montag bis Donnerstag von 16 bis 20 Uhr und Freitag von 18 bis 20 Uhr.