Kaufbeuren (az). - Die Christmette in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche hielt Pfarrer Martin Rehner. Er ermutigte anhand des Evangliums für die Christmette (Matthäus 1, Stammbaum Jesu) zum Erinnern und Erzählen von früheren Weihnachtserlebnissen, auch ganz unweihnachtlichen. Denn Gott habe gern mit ganz normalen Menschen zu tun. 'Er ist sich sogar nicht zu gut, selber Mensch zu werden', sagte Rehner. Hinter den Namen des Stammbaums Jesu steckten Geschichten von Menschen - ganz berühmten und bedeutungsschweren wie Abraham, Jakob oder König David - und von Menschen, von denen vermutlich schon die übernächste Generation nichts wusste. Näher ging Rehner auf die Geschichten von Frauen in Jesu Stammbaum ein. So erzählte er von Tamar, die in zwei Ehen kinderlos blieb.
Schließlich verkleidete sie sich als Hure, wurde vom Schwiegervater schwanger und brachte ihn so weit, zu sagen: 'Sie ist gerechter als ich.' Rehner nahm die Geschichte zum Anlass, die Gläubigen aufzufordern: 'Erzählen Sie Geschichten von Menschen, die den Mut haben, Strukturen und Verhältnisse, in denen sie leben, nicht als unveränderlich anzunehmen.' Die zweite Frau in Jesu Stammbaum ist Rahab aus Jericho. Das Volk Israel sollte bald Jericho restlos zerstören. Aber Rahab hatte mit den Kundschaftern vereinbart, dass ihr Haus nicht zerstört wird. So blieb sie in dem Krieg verschont. 'Erzählen Sie Geschichten von Menschen, die Krieg nicht verhindern, aber ihm dennoch ein Schnippchen schlagen konnten zum eigenen Nutzen und zum Nutzen anderer', sagte Rehner. Das Schicksal Ruts, die als Ausländerin nach Israel kam, weil sie ihre Schwiegermutter nicht alleine lassen wollte, diente Rehner als Bitte, um Geschichten zu erzählen, wie Außenseiter aufgenommen wurden, und dadurch aufhörten, Außenseiter zu sein. Als Vorbild für Geschichten, in denen Menschen als vermeintlich kleines Rad im Getriebe Großes bewirkten, diente Bathsebe, die es verstand, ihren Sohn Salomo zum König und Nachfolger Davids zu machen. Abschließend sagte Rehner: 'Gott ist sich nicht zu gut, unsere Welt wie sie ist dem Himmel nahe zu bringen, den die Engel als Frieden auf Erden beschrieben haben.'