Rainer Dohnke baut Pfeil und Bogen wie die Indianer Von Wilfried Gehr Ofterschwang-Westerhofen Im Keller eines Wohnhauses im Wilden Westen des Illertals baut Rainer Dohnke ausschließlich mit natürlichen Materialien Jagdbogen, wie sie einst die Indianer und auch Robin Hood benutzten. Ich lege größten Wert darauf, nur solche Werkzeuge und Rohstoffe zu verwenden, wie sie den Indianern zur Verfügung standen, erzählt der 39-jährige. Zum Bogenbauen kam Dohnke über den Schießsport im Tiefenbacher Fi TA-Bogensportverein. Doch die High-Tech-Sportgeräte aus Karbon mit Dioptern und allerhand Hilfsmitteln zum Zielen waren mir zu technisch. Über englische Langbögen kam ich zu den alten Jagdbögen. Und die kann man nicht kaufen. In unzähligen Stunden vielmehr schnitzt der Koch aus Osage-Holz, das in Nordamerika wächst, den Rohling für den Bogen. Das an sich schon recht stabile Holz wird danach mit Achillessehnen von Rindern verstärkt. Mit einem Stein, den Dohnke aus der Iller holte, werden die Sehnen stundenlang flach und faserig geklopft und dann auf die obere Seite des Bogens geklebt. Natürlich verwendet der Westerhofener dazu keinen modernen Klebstoff aus der chemischen Industrie. Zwei Tage lang kocht der Allgäu-Indianer zerschnittene Sehnenreste und Knochen, bis daraus ein Knochenleim entsteht. Seine Frau Angelika meidet in dieser Zeit die Küche, denn das Zeug stinkt wahnsinnig.
Laut Dohnke lohnt sich dieser Aufwand. Indem er schichtweise die geklopften Sehnen und den Knochenleim aufträgt, erreicht er einen Belag, der fester als Fiberglas ist und später dem Bogen die richtige Spannung gibt. Zum Schutz und für die Optik überzieht Dohnke seine Feldbogen mit dünner Birkenrinde oder Rohhaut. Bevor der Bogen mit einer Natursehne gespannt wird, erzählt er, bringt er indianergerechte Verzierungen aus Hermelinfell, Knochen, Pferdehaar und Tierzähnen an. Auch die Pfeile schnitzt der Allgäuer selbst. Als Pfeilspitzen verwendet er Feuersteine von der Ostsee oder schleift sich einen Stein vom Grünten zurecht. Die weißen Truthahnfedern rupft der Bundeswehrkoch seinen eigenen, extra gezüchteten Tieren aus. Die Krönung seiner Bogenbaukunst soll ein türkischer Weitschussbogen werden, an dem er derzeit arbeitet. Das zur Verstärkung notwendige Wasserbüffelhorn liegt schon bereit. Schießen kann Dohnke mit seinen funktionstüchtigen Feldbogen im Allgäu nicht, denn hier gibt es keine Feldbogenvereine. Daher fahre ich immer in die Oberpfalz. Dort werden Veranstaltungen organisiert, bei denen mit den historischen Bögen auf 28 im Wald versteckte Scheiben geschossen wird. Dohnke würde gerne mit Gleichgesinnten aus dem Oberallgäu Bogen bauen und die Sportart auch hier populär machen. Interessierte erreichen ihn unter der Telefonnummer (08321) 9497.