Dietmannsried (vog). - 'Warum sind die Dinosaurier ausgestorben? Weil sie sich nicht an die veränderten Lebensumstände anpassen konnten oder wollten.' Diese Erkenntnis legte Professor Dr. Jochen Seidl den Dietmannsrieder Gemeinderäten mit Blick auf die örtliche Festhalle ans Herz. Die Halle belastet den Gemeindehaushalt seit langem mit einem kräftigen Defizit (bis zu 100000 Euro im Jahr). Daher ist die Kommune an die Fachhochschule in Kempten herangetreten und hat sich von Seidls Betriebswirtschafts-Studenten ein Konzept erstellen lassen, wie der 'Dinosaurier' namens Festhalle aus den roten Zahlen kommen könnte. Gut 50 Studenten waren zusammen mit ihrem Professor für Marketing und Internationales Management zur jüngsten Gemeinderatssitzung nach Dietmannsried gekommen. Dort überraschten sie so manches Ratsmitglied mit zum Teil unkonventionellen Lösungsvorschlägen. Zuvor stellten die jungen Frauen und Männer allerdings eine Analyse des Ist-Zustands vor. Erstaunte Blicke ernteten sie dabei mit den Ergebnissen einer Umfrage in Dietmannsried. Diese sei mit nur 118 befragten Personen (davon 70 Prozent Einheimische) zwar nicht repräsentativ - dennoch zeige sie Tendenzen auf. Demnach waren 30 Prozent der Befragten noch nie in der Festhalle. 26 Prozent von ihnen kannten die Halle erst gar nicht. Negativ sei auch, dass nur 59 Prozent wussten, dass die Halle auch von Privatpersonen genutzt werden kann. Schwer wiegt in den Augen der Studenten auch der Umstand, dass etlichen Firmen in der Region nicht bekannt war, dass sie die Halle mieten können.
Mehr Werbung nötig Daher sei dringend mehr Werbung nötig. 'Und zwar regelmäßig', wie ein Student betonte. Im Einzelnen könnte die Kommune Folgendes in Angriff nehmen: ein Logo für die Halle entwickeln lassen - vielleicht mit einem günstigen Schülerwettbewerb; die gute Infrastruktur und das schöne Ambiente herausstellen ('Sie müssen mit ihren Pfunden wuchern.'); Anzeigen in der Tageszeitung schalten sowie Spots im Radio und beim regionalen Fernsehen platzieren. Besonders wichtig sei das so genannte 'Direkt-Mailing' - also das direkte Anschreiben von potenziellen Kunden. Denn die bisherigen 105 Belegungstage im Jahr seien deutlich zu wenig. Gleichzeitig müsste das Veranstaltungs-Angebot erweitert werden. So würden sich viele der befragten Passanten mehr Konzerte und Theateraufführungen wünschen. Zufrieden sei die Mehrzahl dagegen mit den Faschings-Sitzungen, bei denen auch mit Abstand der größte Umsatz erzielt werde. Mehr Geld in die Kassen spülen würden nach Ansicht der Studenten auch Ausstellungen, Kabarett- und Jugendveranstaltungen wie Marionetten-Theater oder ein Ferienprogramm. 'Diese Dinge können unter der Woche stattfinden, und würden so das Problem der Leertage verringern', unterstrich eine Studentin. Daneben schlugen die angehenden Marketing-Spezialisten vor, für Veranstaltungen einen Fahrdienst mit Kleinbussen einzurichten: 'Das hat sonst keine Halle in der Region.' Auch ein täglicher Gaststättenbetrieb könnte helfen, das Defizit zu verringern. Um diese Vorschläge in die Tat umsetzen zu können, sollte eine Person für das Hallenmanagement verantwortlich sein. Bisher kümmert sich die Gemeinde und ein von der Kommune bezahltes Betreiber-Ehepaar um die Geschicke der Halle. Daneben sehen die Vorschläge der Studenten auch Einsparungen bei Aushilfskräften und den Betriebskosten vor. Die Ratsmitglieder wollen sich nächstes Jahr eingehend mit der Thematik befassen und Entscheidungen fällen: 'Denn die müssen her', waren sich die Räte einig.