Artikel: Weniger Musik am Fischertag

18. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
boxler

Versammlung Kontroverse Diskussion wegen "eingesparter" Kapellen

Von Volker Geyer |MemmingenWenn die Stadtbachfischer am Morgen des diesjährigen Fischertags zu ihrem traditionellen Zug von der Realschule zum Schrannenplatz aufbrechen, werden sie weniger musikalische Unterstützung haben als in den vorangegangenen Jahrzehnten. Denn der Fischertagsverein will sparen und hat deswegen drei Kapellen weniger eingeladen. "Viele Musiker sind verärgert und enttäuscht", betonte Christof Heuß, Vorsitzender der Memminger Stadtkapelle, bei der Fischerversammlung im Bonhoeffer-Haus. Und die anwesenden Fischer quittierten die Sparmaßnahme mit Pfiffen und Buh-Rufen.

Laut Heuß sind heuer die Kapellen aus Memmingerberg, Heimertingen und Volkratshofen weder beim Fischerzug am Morgen noch beim abendlichen Auszug des Fischerkönigs mit von der Partie. Das bedeute eine Einsparung von rund 600 Euro für den Fischertagsverein.

"Ist es das wert, mit einer langen Tradition zu brechen?", fragte Heuß in Richtung Vereinsspitze. Zugleich monierte der Musiker, dass mit den Kapellen im Vorfeld der Entscheidung nicht geredet worden sei. Diesen Aussagen widersprach Vereinsvorsitzender Dieter Zinth: "Unser Musikbeauftragter Reinhold Hutter hat mit allen Kapellen gesprochen." Darüber hinaus liege die Einsparung nicht bei 600, sondern zwischen 2000 und 2500 Euro. Ferner vertrat er die Ansicht, dass sieben Musikgruppen für den Fischerzug ausreichend seien.

Zuvor hatten Anwesende kritisiert, dass die Fischer ohne Musik den Schmotzmarsch nicht angemessen mitsingen könnten. Ferner verwies Zinth darauf, dass die drei Kapellen, die heuer nicht zum Zug kommen, nächstes Jahr anstelle von drei anderen wieder dabei seien.

Obolus gefordert

Nach den Worten des Vorsitzenden macht der Verein am Fischertag regelmäßig 3000 bis 4000 Euro "Miese". Wohingegen die Stadt sich eine "goldene Nase" verdiene, indem sie am Fischertagsvorabend jede Menge Essens- und Getränkestände in der Innenstadt genehmige. Hier hakte ein Fischer ein: Dann müsse es die Stadt künftig eben so regeln, dass der Fischertagsverein von den am Fischertagsvorabend verkauften Speisen und Getränken "einen Obolus" bekommt.

Zugleich bemängelte er, dass bei der Fischerversammlung weder der Oberbürgermeister noch seine beiden Stellvertreter anwesend waren. Ein anderer Zuhörer schlug vor, den Fischertag lukrativer zu gestalten. Dass dies möglich sei, zeige schließlich der Fischertagsvorabend: "Wir müssen den Tag aufpuschen und nicht abspecken."

Mit Blick auf die "Kapellen-Diskussion" schlug der scheidende Leiter der Stadtbachfischer, Günther Bachfischer, abschließend vor, dass sich alle Beteiligten rasch an einen Tisch setzen und die Streitpunkte ausräumen.

Bei der Neuwahl der Gruppenleitung traten Bachfischer und Peter Prickartz als einer seiner Stellvertreter nicht mehr an. Letztlich wurden ohne Gegenstimmen Bernd Käser zum neuen Leiter sowie Christian Feiner und Reinhard Einsiedler zu dessen Stellvertretern von der Versammlung gewählt. Ebenso 58 Delegierte und elf Ersatzdelegierte.

Als eine seiner letzten Amtshandlungen verkünde Bachfischer, dass in diesem Jahr von 1928 Mitgliedern 1695 "fischberechtigt" seien. Er wurde schließlich für seine Verdienste mit dem Ehrenbären ausgezeichnet. Ebenso Helmut Giegerich, der sein Amt als "Chef" der Trommlerbuben nach 14 Jahren abgibt.