Roßhauptener Jugendliche blitzen bei Gemeinde ab und gründen daraufhin einen Verein Roßhaupten (ts). Die Flugblätter waren schon fertig. Roßhauptener Jugendliche wollten am 14. September zu einer Stadel-Party laden. Doch die "Desperado-Fete", zu der sie eigenen Angaben zufolge etwa 200 Gäste erwartet hatten, endete, noch ehe sie begann: Der Gemeinderat stimmte dagegen. "Diese Feier ist nicht genehmigungsfähig", rechtfertigt Bürgermeister Rudolf Zündt die Entscheidung und verweist auf Vorgaben des Landratsamtes.
Die Behörde forderte bereits vor fünf Jahren die Gemeinden in einem Schreiben auf, von ihrer "exzessiven Praxis" bei der Vergabe von Feier-Genehmigungen abzurücken. Bevor eine Gemeinde diese erteile, müsse sie prüfen, ob ein "besonderer Anlass" vorliegt. Dies kann beispielsweise bei Volksfesten oder Vereinsfeiern der Fall sein. Nicht aber bei "Veranstaltungen, denen es an einem traditionellen Hintergrund () fehlt". Und auch nicht, wenn der Anlass nur in der "gastronomischen Tätigkeit selbst liegt". Im Klartext: wenn die Veranstalter nur um des Geschäftes willen eine Feier organisieren. Vor diesem Hintergrund fiel dem Roßhauptener Gemeinderat die Entscheidung leicht: Die "Desperado-Fete" hatte weder einen traditionellen Hintergrund, weil sie ja zum ersten Mal stattfinden sollte, noch steckte ein Verein oder eine Institution dahinter: "Das war die Idee von Privatleuten. Das reicht nicht aus", sagt Zündt. Nicht ausreichend finden dagegen die Jugendlichen, die ihren Namen aus Angst vor Ärger im Ort nicht in der Zeitung lesen wollen, die Begründung des Bürgermeisters. "Soll er doch gleich sagen, dass er was gegen die Jugend hat", ist noch ein eher harmloser Satz, der im Gespräch mit ihnen fällt. Gegen eine "schwarze" Party Die "Desperado"-Aktivisten behaupten, dass sie sämtliche Auflagen hätten erfüllen können: Angefangen über das für den Ausschank erforderliche Gesundheitszeugnis, über Parkplätze bis hin zu Toilettenanlagen. Nur eben die Genehmigung der Gemeinde - die fehle ihnen. Was tun? Die Party "schwarz" organisieren? Davon kann Sonja Dodel vom Landratsamt Ostallgäu nur abraten. Erfährt die Behörde im Nachhinein von einer unangemeldeten Party, kann sie den kompletten Gewinn einfordern. Für den Veranstalter schlägt dann zudem ein Bußgeld von bis zu 10 000 Mark zu Buche. Genau deshalb verzichten die Roßhauptener Jugendlichen auf eine "heimliche" Party. Sie schlagen den offiziellen Weg ein - und schlossen sich nun zu einem Verein, den "Kegelfreunde Rosshaupten e. V.", zusammen. Den benötigten "besonderen Anlass" für eine Party haben sie auch schon gefunden: das Gründungsjubiläum. "Da kann die Gemeinde nicht mehr nein sagen", argumentiert eines der acht Mitglieder. Kann sie theoretisch aber doch, sagt Sonja Dodel. Und zwar wenn die Gemeinde das Gefühl hat, es handele sich um einen Alibi-Verein, der nur auf dem Papier steht, um Partys zu ermöglichen. Allerdings sei eine entsprechende Prüfung kompliziert. Die Roßhauptener Jugendlichen sind bemüht, erst gar nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, nur wegen der Party einen Verein gegründet zu haben. "Wir wollen uns regelmäßig zum Kegeln treffen und ganz normal an Kegelturnieren teilnehmen." Ein Gründungsfest würden sie dennoch gerne feiern.