Was das Geheimnis für 70 glückliche Ehejahre ist? Georg Holzbauer schaut seine Helene an und beginnt zu erzählen:"Ein Jüngling, frisch und unvergoren / hat, eh er sichs versah und auf den ersten Blick / sein junges Herz einm Mägdelein verloren. / Sie schien ihm lieb und wert zu seinem Glück. / So stimmten sie das Schwingen ihrer Seelen / zur reinen Melodie von schönem Klang. / Der Grundakkord klingt auf und soll erzählen / von Lieb und Treu ein ganzes Leben lang."
Der 96-Jährige schrieb dieses Gedicht 1945. Sechs Jahre waren er und seine Frau Helene, geborene Stebe, damals verheiratet. Ihr Rezept für eine lange glückliche Ehe? "Vor allen Dingen tolerant sein", sagt die 96-Jährige.
Kennengelernt hatten sich die beiden noch vor dem Krieg. "Du warst mit deiner Schwester unterwegs und da hast du mir gleich gefallen", erinnert sich Georg Holzbauer. Angesprochen hat er seine Angebetete damals freilich noch nicht, erzählt der 96-Jährige und nimmt die Hand seiner Frau. Man habe sich immer wieder mal gesehen, sagt Helene Holzbauer, und: "Ich hab mir nichts dabei gedacht." Zumindest am Anfang. Denn im Januar 1939 gab sie ihm das Ja-Wort. Ein großes Fest habe es damals nicht gegeben und auch kein weißes Kleid. Geheiratet wurde im engen Familienkreis.
"Ich habe mir ein Kostüm machen lassen, denn das konnte ich nach der Hochzeit auch noch tragen", schildert Helene Holzbauer. Sie erinnert sich auch noch daran, dass sie mit dem Rad über die Dörfer gefahren ist, um mithilfe der Pfarrämter ihre Abstammung zu belegen - den "arischen Nachweis". "So etwas weiß man heute gar nicht mehr", kommentiert das ihre Tochter Ursula Schwärzler. Die Mutter sagt dazu nur: "Gott sein Dank."
Vier Enkel und elf Urenkel

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Auch das Fest ihrer Gnaden-Hochzeit hat das Paar im Familienkreis gefeiert. Zwei Kinder, vier Enkel und elf Urenkel zählen inzwischen dazu.
Zu dem ganz besonderen Ehe-Jubiläum erhielten sie aber auch Besuch von Immenstadts Bürgermeister Armin Schaupp und Alt-Bürgermeister Gerd Bischoff, der für den Landkreis gratulierte. Georg Holzbauer, der im Alter von 85 Jahren noch die Höfats über den Südgrat bestiegen hatte, erzählte den Besuchern aus seinem Bergsteigerleben.
Sport war dem Jubel-Paar ein Leben lang wichtig. Er hat sich in den Bergen fit gehalten, sie war bis vor zwei Jahren fast jeden Tag beim Schwimmen. Georg Holzbauer dichtete, musizierte und schnitzte auch gerne. Beruflich hat sich der gelernte Schlosser bis zum Betriebsleiter der Hanfwerke hochgearbeitet.
Hausfrau Helene Holzbauer sorgte dafür, dass es immer viel frisches Gemüse aus dem Garten zu essen gab. "Es gab überhaupt nichts aus der Pfanne und jahrzehntelang kein Schweinefleisch", schildert sie. Das alles habe sie so gesund alt werden lassen. Mit Unterstützung von Tochter Ursula Schwärzler und Sohn Georg Holzbauer sowie dem Pflegedienst wohnen beide immer noch in ihrer Wohnung. Was sie sich für die Zukunft wünschen? "Gesund bleiben und dass es so weitergeht", sind sich beide einig.