Es soll ja von Zeit zu Zeit durchaus vorkommen, dass der ein oder andere Trend aus den Großstädten in das ansonsten doch eher beschauliche Oberallgäu schwappt. Und so ist auch der in größeren Städten schon sehr beliebte "Poetry-Slam" im Immenstädter Jugendhaus Rainbow angekommen. Das Prinzip ist schnell erklärt: Auf einer offenen Bühne bekommt jeder Teilnehmer fünf Minuten, um dem Publikum eigene Texte - in welcher Form ist egal - zu präsentieren. Danach folgt jeweils die Bewertung durch das Publikum.
Einige Besucher mochten es schon ahnen, Organisator Christian Bader brachte es in seiner Vorstellung auf den Punkt: "Manche Worte werden euch wie ein Glühwürmchen erscheinen und manche werden euch wie ein Blitz treffen". Und so fanden sich schließlich sieben (Hobby)-Lyriker, die sich nicht davor scheuten, sich dem Publikum zu stellen. Alles war vertreten - vom sehnsucht-erfüllten Liebesgedicht über gesellschaftskritische Lieder und ein Elchgedicht bis hin zu einer Kurzgeschichte. Auch zwei Beatboxkünstler wagten sich auf die Bühne, wobei hier zu diskutieren wäre, wie weit der Begriff "Poetry" gedehnt werden darf.
Improvisiertes Potpourri
In die Finalrunde konnten sich die beiden Beatboxer Ahmet und Samet, Julia Schnaubelt mit einer Kurzgeschichte, und Barbara Georgi mit expressionistisch-avantgardistischen Liedern, texten. Letztendlich machte Julia Schnaubelt mit einem improvisierten Potpourri aus Shakespearezitaten wohl den größten Eindruck auf das Publikum und damit auch den ersten Platz. Dabei habe jeder, der auf der Bühne seine Lyrik zum Besten gibt, den Respekt der zahlreichen Zuhörer verdient, betonte Organisator Christian Bader.
Es war also die Premiere eines großartigen Trends im Jugendhaus, der sich hoffentlich noch lange halten wird. Spätestens im Februar nächsten Jahres soll es jedenfalls wieder heißen: Bühne auf, Lyrik ab.
