Von Sylvia Rustler |Benningen/MemmingenDer 30-jährige Krieg sorgt für Angst und Schrecken. Die Schweden stehen kurz vor Memmingen. Doch der Sumpf entlang der Stadt hindert die Truppen daran, die Kommune ringsherum zu belagern. Denn das Benninger Ried reicht damals noch bis nach Amendingen und ist ein wichtiges Element für die Verteidigung der Stadt. Auch später ist das Ried noch so naturbelassen, dass die Purpurgrasnelke zahlreich wächst und den Morast in ein Meer aus Rosa verwandelt. So rücken die Bauern angeblich jedes Frühjahr mit ihren Sensen an, um die schönen Blumen zu köpfen und mit den Blüten an Fronleichnam die Straßen zu bestreuen.
Seit dem 19. Jahrhundert von 133 auf 22 Hektar geschrumpft
Das alles ist lange her. Hatte das Benninger Ried Anfang des 19. Jahrhunderts noch eine Fläche von 133 Hektar, umfasst es heute nur noch 22. Außerdem drohte die Gefahr, dass das Ried aufgrund zivilisatorischer Einflüsse vollständig mit Wald zuwächst und die typische Vegetation verdrängt wird. Allein in der Zeit von 1958 bis 1997 sind laut Diplom-Biologe Hubert Anwander 90 Prozent der Riednelken-Bestände zurückgegangen.
Inzwischen wurden aber Maßnahmen zum Erhalt des Naturschutzgebietes getroffen. Mittlerweile, so Anwander jetzt in Memmingen, habe die Riednelke wieder zugenommen.
Im Rahmen der Vortragsreihe "Biologisches Kolloquium Bernhard-Strigel-Gymnasium" (siehe Infokasten) hat der Experte am Mittwochnachmittag das Referat "Kalkquellmoore - Ökologie und Naturschutz am Beispiel des Benninger Riedes" gehalten.

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Das Ried ist laut Anwander Ergebnis der letzten Eiszeit. Damals entstand das Memminger Trockental, das sich bei Benningen verengt und etwas tiefer ist. Deshalb werde hier, so Anwander, das Grundwasser noch oben gedrückt - mit einer Quellschüttung von 1000 Litern pro Sekunde. Tritt das Wasser an die Oberfläche, fällt Kalk aus.
Diese Voraussetzungen haben dem Biologen zufolge eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt mit vielen seltenen und bedrohten Arten entstehen lassen. Die Riednelke zum Beispiel - das Wahrzeichen des Sumpfs - kommt weltweit nur noch hier vor.
Unter anderem aus diesem Grund sei das Benninger Ried laut Anwander in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgenommen worden und so flossen Ende der 1990er Jahre über das "Life-Natur-Projekt" europäische Fördergelder in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro. Mit dem Geld wurden unter anderem zwei Hektar Wald gerodet und durch Bäume entstandener Humus abgegraben, um der typischen Flora und Fauna wieder Platz zu machen.
Museum im Mesnerhaus soll 2010 öffnen
Dennoch hat der Mensch die Natur laut Anwander so stark verändert, dass das Benninger Ried ohne weitere Maßnahmen nicht erhalten werden kann. So sei zum Beispiel jedes Jahr eine Entbuschung notwendig.
Aber auch wenn es die Verantwortlichen zu verhindern versuchen, dass irgendwann nur noch Relikte übrig sind, wollen sie doch ein Museum errichten. Der Termin für die Eröffnung der Ausstellung im Mesnerhaus bei der Riedkapelle hat sich nach Anwanders Worten verzögert. 2010 soll es aber so weit sein.