Kempten/Oberallgäu | bec | Für 597 Schüler in Kempten und 1400 im Oberallgäu ist der heutige Dienstag ein besonderer Tag: Mit dem Ranzen auf dem Rücken und der Schultüte in der Hand geht es zum allerersten Mal in die Schule. Wir wollten von unseren Lesern wissen, wie ihr erster Schultag war und viele Einsendungen kamen zurück. Hier die Erinnerungen unserer Leser:
Mit Zuckertüte und fünf Mark von der Oma
Im Jahr 1942 wurde Anna Füller, die heute in Kempten lebt, in Coburg eingeschult und war "sehr aufgeregt". Den Schulranzen mit Griffelkasten, Griffel, Schiefertafel, Schwamm samt Döschen und Putzläppchen stolz auf dem Rücken, marschierte sie mit ihrer Mutter zur Heiligkreuz-Schule. "Das Wichtigste war die Zuckertüte", schreibt Anna Füller. Bananen und Orangen waren darin, einige Süßigkeiten und fünf Mark von ihrer Patin fürs Sparkässle. "Sonst war der Ablauf wie heute, denke ich", meint Anna Füller. Nach der Schule ging es für die ABC-Schützin zum Fotografen. Und an eines erinnert sich die Kemptenerin noch: "Ich ging gerne zur Schule, nur im Zeichnen und Singen hatte ich Probleme - bis heute."
"Ein ganz normaler Vorgang"
81 Jahre liegt der erste Schultag von Margarete Sitka zurück. In Nimburg an der Elbe, einer tschechischen Kleinstadt in Böhmen, wohnte ihre Familie und alleine machte sich das Mädchen auf zur Schule. "Das fand ich ganz selbstverständlich", schreibt die Kemptenerin. Allerdings ärgerte sie sich, dass sie mit dem ledernen Schulranzen ihrer drei älteren Brüder ausgestattet worden war. "Schultüten kannten wir damals nicht", erinnert sich die Kemptenerin. Gut weiß sie auch noch, dass sie ihren ersten Schultag als "ganz normalen Vorgang in meinem Leben" empfand.

Lage inzwischen "ruhig"
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Deshalb kann und konnte die Kemptenerin nicht verstehen, warum ihre Mitschülerinnen (Buben und Mädchen wurden getrennt unterrichtet) alle die Mama dabei hatten und noch dazu viele in Tränen aufgelöst waren: "Denn der Lehrer, Herr Kadavy, ein weißhaariger, kriegsversehrter Beinprothesenträger, wirkte sehr sympathisch auf mich."
Mit der Einkaufstüte in den Unterricht
Es war der 1. September 1947, als Brita Köster in der Volksschule in Steufzgen eingeschult wurde. Die erste bis dritte Klasse wurde in einem Raum von Fräulein Besel unterrichtet, "wir waren sicher über 40 Schüler", schreibt sie. Eine Schultüte gab es nicht, so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Manche Kinder hatten nicht einmal einen Schulranzen und kamen mit einem Rucksack oder der Einkaufstasche der Mutter zur Schule.
Einige Kinder bekamen Schulspeisung, die im Gasthof Waldhorn zubereitet und verteilt wurde. Zur Schule und wieder nach Hause war das Mädchen insgesamt zwei Stunden unterwegs - im Sommer und Herbst barfuß.
"Große Angst vor dem, was kommt" - und vor der Lehrerin
Am 16. September 1953, ging es für Heidi Hörburger das erste Mal in die Schule - gestärkt mit Süßigkeiten und Torten. "Im Schottenkleid, das blonde Haar geziert mit roter Masche", machte sich das Mädchen an der Hand von Tante Rosa "angstvoll, was da so kommen mag", auf den zehnminütigen Weg.
Noch mehr Angst, erinnert sich die Waltenhofenerin, bekam sie dann beim Anblick der Lehrerin: "In Lila gekleidet, so groß mit schwarzem Haar und laut, hat sie mich überhaupt nicht aufgebaut." Als Tante Rosa dann auch noch ging, hätte Heidi Hörburger am liebsten geweint. So ist ihr der erste Schultag nicht in bester Erinnerung.
Mit sieben weiteren Klassen in einem Raum
Annemarie Frommknecht wurde am 18. September 1951 in Hellengerst eingeschult - mit noch einem anderen Mädchen und zwei Buben. "Unser Lehrer hieß Josef Winkler und kam aus Ungarn durch die Kriegswirren in unser Dorf, erinnert sich Annemarie Frommknechtt. In einem Raum unterrichtete der Lehrer acht Klassen. "Das war manchmal sehr lustig und interessant für uns Kleinen.
" Eine Schultüte hatte die Sechsjährige nicht und ihr Schulranzen war nicht ganz neu. Eine Schiefertafel samt Schwamm und Lappen - letzteren hatte wie auch das Kleid für den ersten Schultag ihre Mutter genäht - befanden sich darin, außerdem eine Griffelschachtel, ein Bleistift, ein Radiergummi, ein liniertes und ein kariertes Heft DIN A5.
Die Lederhose war etwas ganz Besonders
Etwas "ganz Besonderes", eine Lederhose, trug der spätere - und mittlerweile wieder ehemalige - Rektor der Robert-Schuman-Schule, Klaus-Jürgen Bandmann, an jenem Tag 1947 in Unterthingau. Mit Griffel, Tintenfass, Buch und einer Schiefertafel im Gepäck trat er den Weg zum Unterricht an, der gemeinsam mit der zweiten Klasse stattfand. Dass auch Klaus-Jürgen Bandmann keine Schultüte hatte, störte ihn wenig: "Wir bekamen von den Amerikanern Süßigkeiten, Brause und Schokolade."