Von Stefanie Dodel |MemmingenDicht an dicht schieben sich die Menschen aneinander vorbei. Besonders eng wird es an diesem Wochenende in der Schlossergasse, im Zollergarten, am Einlass und entlang der Stadtmauer, wenn Handwerker wie Knopfmacher Peter Mikula oder Gerber Markus Schachenmayer zu erzählen beginnen. Davon, wie es vor vielen Hundert Jahren war.
Davon, dass Knöpfe für das einfache Volk aus Horn und Beinknochen gefertigt wurden. Davon, dass Frauen keine Knöpfe, sondern mehrere Ringe an ihrer Kleidung trugen, damit diese leichter an veränderte Körperformen angepasst werden konnte. "Die Pille gabs damals nicht und Geld für Umstandsmode erst recht nicht", sagt Mikula und schmunzelt in seinen grauen Vollbart, während er ein Stück Horn in die Maschine spannt.
Auch bei den Buchbindern, beim Seiler, bei den Kerzenziehern und den Flachsbauern bilden sich dichte Menschengruppen. Mittendrin die zwölfjährige Ronja und ihr neunjähriger Bruder Tim aus Woringen. Gebannt sehen sie zu, wie Fritz Schatz das Schiffchen mit dem Wollfaden durch seinen Webstuhl jagt. "So ohne Strom, das ist schon komisch", sagt Ronja.
So richtig beeindruckt waren die Geschwister allerdings von etwas anderem: dem Fell, das bei den Gerbern im Stadtbach hängt. "Das war auch ein bisschen eklig", meint Ronja. Dass das, was laut der Zwölfjährigen eher abstoßend aussieht, durchaus Sinn macht, erklärt hinten an der Stadtmauer Gerber Markus Schachenmayr. So habe man die Häute nach der Salzkonservierung gereinigt und "geweicht", also ihnen wieder Feuchtigkeit zugeführt. "Es ist interessant, zu sehen und zu hören, wie man früher gearbeitet hat", meint Peter Lempenauer aus Volkratshofen.
Dafür interessieren sich auch Robert Hauber aus Ettringen und sein Vater. Sie stehen vor Sattlermeisterin Kristina Seubert. Stich für Stich schließt sich in ihren Händen die noch fehlende Naht einer Gürteltasche aus Leder.

TV Programm am Mittwoch
Das sind die Gäste am Abend bei Markus Lanz
Kundig lässt Vater Hauber das Garn durch die Finger gleiten. Vor mehr als 50 Jahren hatte er selbst Sattler und Polsterer gelernt.
Vorliebe für deutsche Würste
"Bei uns daheim würde es das alles nicht geben", sagt hingegen Tess Lebeck. Daheim, das ist für ihn und seine Familie Kalifornien. Gerade machen die Amerikaner ein paar Wochen Urlaub bei Verwandten in Memmingen. "Bei uns würden die Leute keinen solchen Aufwand treiben." Aber gerade der Aufwand, den die vielen Wallenstein-Teilnehmer und die Handwerker, die ihre Kunst bei den Handwerkertagen präsentieren, auf sich nehmen, das gefalle ihnen - und die deutschen Würste und das deutsche Bier.