von christine rothauscher |Waltenhofen-OberdorfZwei Männer blättern in einem Fotoalbum. So sachte halten sie dieses als wäre es ein Spiegel. Bei näherem Hinsehen ist es das auch, denn viele Bilder spiegeln die gemeinsamen Erlebnisse der Kinderzeit von Eugen Briegel und Johann Landerer wider. Die beiden sind Freunde fürs Leben, seit Jahrzehnten Nachbarn, waren schon als Hosenmätze unzertrennlich.
Seinen 70iger hat das Männer-Duo bereits hinter sich. Doch der aufrechte Gang und die Lachfältchen im Gesicht lassen die Freunde jung und fit erscheinen. Dass auch ihr Geist nicht vom Alter geprägt ist, zeigt sich schnell, wenn sie ihre Lausbuben-Geschichten erzählen, die alle mit demselben Satz beginnen: "Weißt du des no?"
Johann Landerer ist auf einem Bauernhof in Oberdorf aufgewachsen, und erinnert sich noch gut, "dass mei Muetter ab und zu a paar Eier meinem Freund Eugen zugsteckt hat". Dass diese während des Zweiten Weltkrieges ein wertvolles Geschenk darstellten, war klar.
"Bloß einmal hoab i sie in meiner Lederhose transportiert, beim Heuhüpfen zerbrachen sie und sind als Eiersoße dFüß abwärts glaufen", erzählt Eugen Briegel und sein Kinderfreund Johannes legt nach. "Wir waren auch fleißig als Erntehelfer in den Nachbarsgärten unterwegs", erzählt er und gibt augenzwinkernd zu, dass ihre Hilfe beim Erdbeer- oder Apfelernten von den Gartenbesitzern nicht gerne gesehen wurde. Denn die beiden Buben vertilgten die Früchte lieber selbst. Da sei dann die Flucht über den Gartenzaun die beste Problemlösung gewesen. "Dabei hat es uns sehr geholfen, dass wir barfuß waren und besser rennen konnten als die Erwachsenen", wissen die Lausbuben von anno dazumal noch.
Johannes Landerer entsinnt sich noch an Weiteres aus der Zeit vor und während der Kriegsjahre: "Wir Landkinder hatten kaum Spielsachen und nur wenige ein eigenes Kinderzimmer. Deshalb traf man sich täglich irgendwo im Dorf." Sein Freund Eugen nickt, dann fällt ihm ein Gschichtle ein: In einer Küferwerkstatt hielten sich die Dorfkinder gerne beim freundlichen Fassmacher auf. "Bis einer von uns auf die Idee kam, sein Werkzeug in einem Krautfass zu verstecken. Da durften wir uns lange nicht mehr blicken lassen."
Doch der Ernst des Lebens ließ schließlich aus den lustigen Lausbuben erwachsene, ernsthafte Männer werden. Sie heirateten, bekamen Kinder und Enkelkinder. Heute sind die Buben von einst längst Ruheständler und treffen sich wieder öfter in ihren Hausgärten.
Nein, nicht zum Apfelstehlen, sondern zum Gschichtle erzählen, die alle so beginnen: "Weißt du des no?"