Kaufvertrag Stadt übernimmt Gebäude und Flächen in Lenzfried OB Netzer: Künftige Nutzung noch völlig offen">

Artikel: "Schweren Herzens" geben Schwestern ihr Kloster auf

24. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
ralf lienert

Kaufvertrag Stadt übernimmt Gebäude und Flächen in Lenzfried OB Netzer: Künftige Nutzung noch völlig offen

Kempten | bec | Es waren stets die Kinder, die den Ordensfrauen der "Kongregation der armen Schulschwestern von unserer lieben Frau" besonders am Herzen lagen. 150 Jahre lang wirkten die Schwestern im Kloster Lenzfried, waren Kindergärtnerinnen, Erzieherinnen und Lehrerinnen. Doch diese Ära ist nun vorbei. Wie kurz berichtet, verkaufte die Kongregation das Kloster samt dem dazugehörigen Areal am Mittwoch an die Stadt. Wie viel Geld dabei geflossen ist, wollen beide Seiten nicht verraten. Doch was passiert nun mit dem Klostergebäude und den Flächen darum herum, die so groß wie fast zweieinhalb Fußballfelder sind? Laut OB Dr.Ulrich Netzer ist das noch völlig offen.

150 Jahre lang waren die Schwestern in Kempten aktiv. Noch leben sieben von ihnen im Kloster Lenzfried, im Sommer 2009 werden auch sie abberufen. "Die Entscheidung zum Verkauf ist uns schwer gefallen. Aber die Personalnot hat uns zu diesem Schritt gezwungen", schildert Provinzökonomin Schwester Erharda Bauer vom Mutterhaus in München den Grund für den Verkauf: Die Schwestern in Kempten wurden immer älter und es mangelte an Nachwuchs. Weil die Kongregation so letztlich selbst keinen Bedarf mehr hatte, entschloss sie sich "schweren Herzens" zum Verkauf.

"Kempten war für uns ein wichtiger Standort, auch als Sommer-Erholungsort für die Schwestern", sagt Erharda Bauer. Jedoch sei die Kongregation froh, dass die Stadt sich zum Kauf bereiterklärt habe. "Wir sind sicher, dass sie eine geeignete Nutzung finden wird", meint die Provinzökonomin und fügt schmunzelnd hinzu: "Und wir haben dem Herrn Oberbürgermeister auch gesagt, dass wir unsere Ohren offen halten werden."

Unter Denkmalschutz

Was sie da wohl aus Kempten zu hören bekommen werden? "Das steht noch nicht fest", sagt der OB.

Das denkmalgeschützte Klostergebäude samt Kapelle und den Erweiterungsbau mit einer Gesamtnutzfläche von knapp 3800 Quadratmetern, ein Garagen- und ein landwirtschaftliches Wirtschaftsgebäude, ein Wohnhaus der Mitarbeiter, ein Gärtnereigebäude und eine Parkanlage hat er vor zwei Tagen für die Stadt erworben. Da gebe es natürlich diverse Möglichkeiten.

"Wichtig war uns zunächst, die bestehenden Nutzungen zu sichern", erklärt Netzer und meint damit die Mädchenrealschule und die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Milchwirtschaft und Molkereiwesen. Beide sollen bestehen bleiben genauso wie die Mitarbeiterwohnungen. Die Mietverträge habe die Stadt übernommen.

Ein Hotel, meint Netzer, Gastronomie, Studentenwohnungen oder auch eine Internatschule könnten hinter den Klostermauern einmal entstehen. Konkrete Pläne gebe es jedoch nicht. "Man muss ein bisschen Geduld haben und langfristig sehen, was für die Entwicklung des Stadtteils am günstigsten ist", betont Netzer. Ähnlich wie beim alten Maria-Ward-Institut in der Stiftsstadt, das jahrelang leer gestanden habe und für das nun eine vernünftige Nutzung gefunden worden sei.

Und was ist mit der Kapelle des Klosters? Dass dort weiter kirchliches Leben stattfindet, liegt dem OB wie den Schwestern am Herzen. Entsprechende Gespräche mit der Pfarrei habe es bereits gegeben.