Über die Zukunft des altstadtnahen Forettles wird in der Stadt seit Jahrzehnten diskutiert – passiert ist freilich bisher fast nichts. 2004 entstand zumindest eine Rahmenplanung. Dabei gingen die Stadträte stets von Wohnbebauung und einem Parkhaus für das weitläufige Gebiet zwischen Gutenberg-, Johannes-Haag-Straße und Am Graben aus. Nun gibt es eine neue Idee der Firma Dobler, der dort auch Grundstücke gehören: Sie möchte ein Einkaufszentrum mit Lebensmittel- und Drogeriemarkt errichten. In direkte Konkurrenz begibt sich Dobler damit zu Josef Scheibel. Denn er plant das Gleiche auf seinem Gelände an der Mindel–heimer Straße, wo bis Anfang 2008 der Baumarkt Toom ansässig war. Und sowohl Dobler als auch Scheibel sind mit dem Kemptener Unternehmen Feneberg im Gespräch, das seit Jahren einen neuen repräsentativen Markt in Kaubeuren errichten und seinen bisherigen Laden in der Alten Weberei aufgeben möchte. Der städtische Wirtschaftsreferent Siegfried Knaak macht keinen Hehl daraus, dass nur einer der beiden Konkurrenten zum Zug kommen kann. Im Endeffekt müssen also die Stadträte entscheiden, wo sie das Einkaufszentrum ansiedeln möchten. Während die Firma Dobler laut ihrem Sprecher Hans Gaul noch ganz am Anfang steht und zunächst Gespräche mit allen Grundstückseigentümern führt – darunter auch dem Eigentümer von Holzland Sturm –, hat Scheibel bereits einen Bauantrag samt Gutachten bei der Stadt eingereicht. Untersucht hat die städtebauliche Verträglichkeit des Vorhabens das Büro Heider aus Augsburg, das auch von der Stadt immer wieder mit Studien für das Zentrum Kaufbeurens beauftragt wird. Zusammengefasst kommt Dr. Heider zu dem Ergebnis, dass sich Lebensmittel- und Getränkemarkt kaum negativ auf die Innenstadt auswirken. Allerdings bereite der Drogeriemarkt Probleme. Heider rechnet mit großen Einbußen der Anbieter von Drogerie- und Parfümeriewaren in der Innenstadt und schließt sogar Betriebsschließungen dort nicht aus. Laut Knaak werde der Bauantrag Scheibels zunächst im Rathaus geprüft. Da die Verkaufsfläche über 800 Quadratmeter liege, sei unter anderem auch die Regierung von Schwaben dazu zu hören. Erst wenn alle Stellungnahmen da und aufbereitet seien, könne der Antrag im Bauausschuss vorgelegt werden. Ob bis dahin auch schon ein Antrag von Dobler vorliegt, bleibt ungewiss. Knaak räumt ein, dass die beiden Vorhaben nicht komplett unabhängig voneinander zu beurteilen seien. Aus seiner Sicht müssten sich der neue Handelsstandort und die Altstadt 'gegenseitig befruchten'. Für das Forettle gelte, dass es insgesamt positiv auf die Altstadt wirken solle – egal, ob dort dann tatsächlich Wohnungen oder ein Handelsschwerpunkt oder beides entstehen. Die Stadt bleibe auch bei ihrem Ziel, das Forettle für Fußgänger besser an die Altstadt anzubinden. Infrage komme dafür eigentlich nur eine Überführung über die viel befahrene Straße am Graben. Im Vordergrund neuer Geschäftsansiedlungen steht für Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) stets die Frage, wie sie sich auf die Stadtentwicklung auswirken. Sowohl positive als auch negative Auswirkungen müssten erkundet werden. Und nur wenn es keine schädlichen Folgen für die Innenstadt gebe, dürften die Pläne verwirklicht werden. Der Bauantrag von Josef Scheibel - In das Hauptgebäude an der Mindelheimer Straße, wo früher ein Baumarkt untergebracht war und heute die Firma Sunmachine tätig ist, soll der Lebensmittelmarkt Feneberg mit einer Verkaufsfläche von 1100 Quadratmetern einziehen. - Im ehemaligen Gartencenter sollen die Wände entfernt werden und rund 20 überdachte Parkplätze entstehen. - Im hinteren Teil des Gebäudes, wo sich jetzt ein Getränkemarkt befindet, möchte Scheibel Büroflächen anbieten, mit eigenem Zugang von Norden her. - Die restlichen Gebäude aus den 1950er Jahren möchte Scheibel abbrechen. Stattdessen plant er dort einen neuen Baukörper. - Ins Erdgeschoss soll dort zum einen Drogeriemarkt mit 600 Quadratmetern Verkaufsfläche einziehen. Daneben fände der auf dem Gelände bestehende Getränkemarkt neue größere Räume mit 500 Quadratmetern Verkaufsfläche. - Über Getränke- und Drogeriemarkt stellt sich Scheibel eine Quartiersgarage mit über 40 Stellplätzen vor, die langfristig an Bewohner der nördlichen Altstadt vermietet werden sollen. - Vor dem Getränke- und Drogeriemarkt sind weitere Parkplätze im Freien ohne Schrankenanlage geplant. Sie sollen nach Geschäftsschluss und an Sonn- und Feiertagen den Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen. - Der Mietvertrag mit Sunmachine läuft laut Scheibel noch bis Frühjahr 2011. Er möchte seine Vorhaben danach zügig umsetzen, damit das neue Einkaufszentrum Ende 2011 eröffnen könnte. (rm) 'Wir prüfen die Möglichkeiten' Gleich zwei Investoren möchten dem Lebensmittler Feneberg in Kaufbeuren eine neue Heimat bieten. Wir befragten dazu Thomas Feneberg von der Firmenzentrale in Kempten. Er erklärt, dass der für sein Unternehmen ideale Standort vom Gesamtkonzept abhänge. Derzeit würden beide Möglichkeiten geprüft. Fest stehe im Prinzip nur, dass das Unternehmen nach Alternativen zum bestehenden Laden in der Alten Weberei sucht. Am neuen Standort 'brauchen wir ein so gennantes Kopplungspotenzial', erklärt Feneberg weiter. Ein Drogeriemarkt passe in der Regel ganz gut dazu. Je weiter weg der neue Lebensmittelmarkt vom Zentrum sei, um so notwendiger würden weitere Angebote. Unabhängig vom Zeitfaktor möchte sich Feneberg für den 'für aus unserer Sicht zukunftsfähigeren Standort' entscheiden.
Kaufbeuren