Ein Frühlingstag. Sie fuhr mit dem Auto innerorts 30 Stundenkilometer zu schnell, wurde geblitzt, angehalten und hat die Konsequenzen akzeptiert. Das ist das eine.
Dann hat sich der Polizist bei der jungen Frau entschuldigt - per Freundschaftsanfrage im Internet-Netzwerk Facebook. Das ist das andere. «Da hat sich in meinem Fall der Beamte von etwas treiben lassen, was nichts mit dem Verstand zu tun hat.» Die 34-Jährige aus Oberstaufen im Oberallgäu (sie will namentlich nicht genannt werden) war überrascht, als sie abends auf ihren Bildschirm blickte. Denn auf einmal blinkte da die Freundschaftsanfrage vom Polizisten auf: «Sorry für den Strafzettel heute in Oberstaufen.»
Ein Tabu, stellt Gottfried Klaus, Leiter der Polizeistation Oberstaufen, fest. Schließlich dürfen dienstlich erworbene Kenntnisse nicht privat verwendet werden. Und darum geht es auch der Frau. Denn jedem anderen fehlt die Verknüpfung von Name und Gesicht, um einen fremden Menschen bei sozialen Netzwerken ausfindig zu machen.
Dass jener Tag ein schöner Frühlingstag war, Polizisten auch nur Menschen sind und jener Beamte keine bösen Absichten hatte, ist für die Frau das eine. Dass sie in keiner Weise das Gefühl vermittelt hat, sich bei ihr für eine Strafe entschuldigen zu müssen, ihr eine Nachricht als Freundschaftsanfrage geschickt wird, das findet sie dreist. Und das ist für sie das andere. Die Polizei schließt eine Disziplinarmaßnahme gegen den Beamten nicht aus.