Kempten | jan | Der spektakuläre Flugunfall im Oberallgäuer Durach, bei dem sich ein Leichtflugzeug in einem Hochspannungsmast verfangen hatte, hat für den Piloten vermutlich juristische Folgen. Die Polizei hat wegen des Verdachts der Luftverkehrsgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.
Wie mehrmals berichtet war der 65-Jährige beim Landeanflug auf den Verkehrslandeplatz Kempten-Durach mit seiner Maschine in der Hochspannungsleitung hängen geblieben und musste zusammen mit seiner Ehefrau stundenlang auf die Rettung warten. Die Verunglückten hatten riesiges Glück, da zu diesem Zeitpunkt der Strom in der Überlandleitung abgeschaltet war.
Die Maschine prallte an einer Stelle gegen die Stromleitung, die versetzt zur offiziellen, so genannten Platzrunde liegt (siehe Grafik). Eine solche Platzrunde wird international für jeden Flugplatz festgelegt und in Karten eingezeichnet.
Piloten können daraus beispielsweise genau ersehen, welche Siedlungen sie aus Lärmschutzgründen meiden müssen, oder auch, welche Höhen sie einzuhalten haben, damit keine Hindernisse gefährlich werden. Jedes Jahr fliegen so mehrere Tausend Flugzeuge den Kemptener Platz in Richtung Westen problemlos an. Weil der Unglückspilot seine Maschine so tief flog, dass er die Stromleitung streifte, wirft ihm die Polizei jetzt eine Ordnungswidrigkeit nach der Luftverkehrsordnung wegen Unterschreitung der Sicherheitsmindesthöhe vor. Bei der Kemptener Verkehrspolizei-Inspektion arbeitet ein besonders geschulter Beamter als "Sachbearbeiter für Flugunfälle", weshalb auch kein Gutachter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen eingeschaltet wurde. Die Polizei übergibt die Ermittlungsergebnisse jetzt der Staatsanwaltschaft, die über das weitere Vorgehen entscheidet.
Der 65-jährige Pilot begründet seinen zu tiefen Anflug damit, dass der Höhenmesser in seiner Maschine aufgrund eines Defekts einen falschen Wert angezeigt habe und er durch ein anderes anfliegendes Flugzeug abgelenkt gewesen sei. Als seine Frau ihm zugerufen habe "Du bist verdammt tief" sei es schon zu spät gewesen. Der Allgäuer hatte nach der spektakulären Rettungsaktion öffentlich verkündet, nie wieder selbst zu fliegen, setzte sich wenige Tage später aber wieder ins Cockpit. Dieser Umstand veranlasste das Luftamt Süd, das für Pilotenlizenzen zuständig ist, den Mann zu einer Stellungnahme aufzufordern.
