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Artikel: Pilotprojekt zur Hilfe von Demenzkranken startet

24. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Gesundheit Johanniter wollen Altersverwirrte besser betreuen

Kaufbeuren | fro | Bis vor Kurzem wurden für die Betreuung von Demenzkranken 460 Euro im Jahr von den Krankenkassen gezahlt. Am 1. Juli trat ein neues Gesetz in Kraft, wonach bis zu 200 Euro pro Monat gezahlt werden können. "Jetzt gibt es massenweise Anträge. Die Reform war dringend notwendig, denn der Bedarf ist da", erklärt Michael Schunke, Pflegedienstleiter der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH). Durch die veränderte finanzielle Situation könne die Organisation nun ein Pilotprojekt in Kaufbeuren anbieten.

Rund zweieinhalb Millionen Demenzkranke Menschen gebe es in Deutschland. "Und die Zahl ist stark zunehmend", betont Raphael Doderer, Pressesprecher vom Regionalverband Allgäu der JUH. Einerseits werden Menschen immer älter, andererseits gebe es immer weniger Betreuung der Erkrankten innerhalb der Familie, die diese dafür oft durch Beruf und Mobilität keine Zeit habe. "Die Demenzkrankheit ist auch noch ein wenig ein Tabuthema. Früher gab kaum jemand zu, einen Altersverwirrten in der Familie zu betreuen", erzählt Schunke. Insofern sei die finanzielle Unterstützung ein wichtiger Schritt, um die Krankheit mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Damit werde auch anerkannt, dass Demenzkranke deutlich mehr psychiatrische Betreuung benötigten, als das bisher der Fall war.

"Demenzkranke sind Altersverwirrte", so Schunke. Das könne in weniger schweren Fällen harmlos oder skurril wirken, aber bis zur Fremd- oder Eigengefährdung durch den Betroffenen reichen. Dementsprechend müsse die Betreuung dieser Patienten individuell oder in kleinen Gruppen erfolgen.

"Wir schreiben das Thema Demenz jetzt ganz groß und veranstalten in Kaufbeuren ein Pilotprojekt", erklärt der Leiter des Regionalverbandes, Hubert Berger. Bislang betreut die Kaufbeurer JUH etwa 50 Demenzkranke. Ab dem 31. Juli werden alle 14 Tage Seniorennachmittage im Mehrgenerationenhaus angeboten. Die sollen einen geselligen Charakter haben, wobei aber mit kognitiver Arbeit das Erinnerungsvermögen trainiert wird, so Schunke. Dieses Angebot sei nun durch den verbesserten Finanzrahmen möglich.

Zudem werde die JUH ihre Hausbetreuung erweitern: "Wir bieten für Patienten mit geringen kognitiven Fähigkeiten eine Betreuung stundenweise an. Damit wollen wir die Angehörigen der Patienten entlasten", berichtet der Pflegedienstleiter weiter. Für diese Hausbetreuung kooperiert die JUH mit der Blauen Blume Schwaben: Mitglieder des Kaufbeurer Zentrums für psychische Gesundheit im Alter können von der JUH ausgebildet werden. So soll die Zahl der ehrenamtlichen Betreuer erhöht werden. Mit den bisher angebotenen Diensten könne die JUH dann einen "Rundumservice" für Demenzkranke leisten, so Berger.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe sucht noch weitere ehrenamtliche Helfer unter Telefon (08341) 94 444

www.johanniter-allgaeu.de