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Ohne Zivildienstleistende vieles komplizierter

Marktoberdorf / Ostallgäu

Ohne Zivildienstleistende vieles komplizierter

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    "Das System wird deswegen nicht sterben. Irgendwie wird es schon weitergehen", ist sich Gunther Herold sicher. Ganz wohl ist dem stellvertretenden Kreisgeschäftsführer des BRK im Ostallgäu und Leiter des Rettungsdienstes dennoch nicht, wenn er an die Pläne von Union und FDP denkt. Danach soll parallel zum Wehrdienst der Zivildienst von neun auf sechs Monate gekürzt werden. "Für Zivis im Rettungsdienst bedeutet das das Aus."

    Welchen Stellenwert die Zivis für das Rote Kreuz besitzen, verdeutlicht Herold beim Blick auf die Zahlen. Danach ist im Stellenplan des Kreisverbands finanztechnisch gesehen jede fünfte Position von einem Zivi oder Ehrenamtlichen besetzt. Das zeige, "wie abhängig wir von diesen Personen sind".

    Insgesamt 25 Zivildienstleistende beschäftigt das BRK im Landkreis, die Mehrheit im Rettungsdienst. Falls deren Dienstzeit verkürzt wird, werde deren Tätigkeit unattraktiv. Denn von den sechs Monaten entfielen drei auf die Ausbildung im Rettungsdienst, hinzu kämen gut drei Wochen Urlaub, so dass der junge Mann effektiv nur zwei Monate lang zur Verfügung stehe.

    Bisher wurden die Bewerber zeitlich versetzt eingestellt, um keine Lücken im Dienstplan aufkommen zu lassen. "Das war jetzt schon schwer zu bewerkstelligen." Wenn er künftig eine noch größere Spanne überbrücken müsse, brauche er mehr Hauptamtliche. Doch es fehle das Personal - und auch das Geld.

    "Nachwuchsschmiede" fällt weg

    Herold zeigt noch ein anderes Problem auf: "Fast 80 Prozent unserer Hauptamtlichen im Rettungsdienst sind über den Zivildienst zu uns gekommen. Die ganze ,Nachwuchsschmiede fiele dann weg. Es wird zwar weiterlaufen, aber es wird komplizierter." Der BRK-Funktionär vermutet, dass in Zukunft das FSJ, das freiwillige soziale Jahr, einen wesentlichen größeren Stellenwert erhält.

    Davon geht auch Michael Diepolder, Pflegedienstleiter bei der Kirchlichen Sozialstation Marktoberdorf-Obergünzburg, aus. Derzeit beschäftigt die Einrichtung zwei Zivis, die in der Hauptsache das "Essen auf Rädern" im mittleren Landkreis ausfahren, von Stötten bis nach Eglofs. Auch beim Einkaufen der betreuten Älteren helfen sie oder unterstützen die Pflegekräfte. "Wir sind sehr auf sie angewiesen."

    Diepolder ebenso wie Herold und auch der Kreisgeschäftsführer der Caritas, Franz Gast, sehen im Zivildienst nicht nur die Hilfe vor allem für Senioren und Behinderte, sondern auch für die Zivis selbst. Für sie sei dies ein wichtiger Abschnitt in ihrem Leben. Diepolder beispielsweise arbeitete vor seinem damals noch 20-monatigem Zivildienst bei der Post. "Wir haben Zivis gegenüber die Aufgabe, sie in dieser Lebensphase zu begleiten, ihnen Ziele zu zeigen", formuliert es Gast.

    Zivildienst ist für ihn daher ein Geben und ein Nehmen. Und die Betreuten nähmen den Dienst gern wahr: "Wenn ein junger Mensch kommt und ihnen zuhört, blühen viele, die einsam sind, wieder richtig auf."

    Seit 1. Oktober hat die Caritas mit Norbert Bickel aus Ronried wieder einen Zivi. Er will diese Zeit auch zur Selbstfindung nutzen. Nach dem Abitur habe er nicht gewusst, ob er studieren oder eine Lehre beginnen soll. Daher komme ihm der Zivildienst nun sehr gelegen.

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