Lindau/Bad Kissingen (avu). - Öffentlich als 'OB Gnadenlos' und 'Deutschlands härtester Bürgermeister' gescholten zu werden, tut Karl Heinz Laudenbach (45) nach eigenen Worten 'nicht weh'. Der ehemalige Leiter der Lindauer und Pfrontener Grenzpolizeiinspektionen hat ja auch viel für diese Titel getan: Als parteiloser Oberbürgermeister des unterfränkischen Kurortes Bad Kissingen macht er nämlich mit einem Strafkatalog für Stadtbeschmutzer Furore. Wer auf öffentliche Straßen spuckt, soll künftig mit einem Bußgeld von 100 Euro belangt werden. Urinieren in freier Natur kostet Kurgäste und Einheimische 300 Euro. Mündlich verwarnt werde nur noch während einer kurzen Schonfrist. Der nächste Coup des ehemaligen Kriminaldirektors: Die Kurstadt lässt nach 13 Jahren die Prostitution wieder legalisieren, da der 'offensichtliche Primärbedarf' in Bad Kissingen mit 1,7 Millionen Übernachtungen nicht zu ignorieren sei. 'Subkultur und Zuhälterei' will er damit verhindern, die Kontrolle erleichtern. Laudenbach betont jedoch, dass er als Oberbürgermeister eigentlich mit 'ganz anderen Dingen', mitunter unspektakulären Themen beschäftigt sei. Zum Bespiel mit einem sanierungsbedürftigen Haushalt, den er von seinem Vorgänger übernommen habe, oder der 'schwierigen Planung' für eine Heilbadelandschaft.
Eine Affinität zu seinem früheren Berufsleben als Inspektionsleiter der mittlerweile aufgelösten Grenzpolizei im Allgäu bestreitet er freilich nicht. Bis 1996 war Laudenbach Vorgesetzter von mehr als 200 Beamten, die Grenzübergänge zwischen Lindau und Füssen zu sichern hatten. Menschenschleusern, Autoverschiebern, Rauschgifthändlern galt damals seine Aufmerksamkeit, und auch die ständigen Passkontrollen gab es noch. 'Der Erfolg heiligt auch ungewohnte Methoden', pflegte der gebürtige Bad Kissinger damals zu sagen. In Polizeikreisen werden einige Ermittlungsmethoden nach wie vor als 'Lindauer Modelle' bezeichnet: Die mobilen Grenzkontrollen als Grundlage der heutigen bayernweiten Schleierfahndung in Grenznähe, auf Flughäfen und Autobahnen wurden dort bereits Anfang der 90er-Jahre versuchsweise eingeführt. Seine Erfahrung von damals käme ihm heute zugute, sagt Laudenbach. Vor seiner Regentschaft in 'Deutschlands bekanntestem Kurort' (Eigenwerbung) war er beim Landeskriminalamt für die bayernweite Rauschgiftbekämpfung verantwortlich und dozierte an der Polizei-Führungsakademie in Münster mit den Schwerpunkten Reformprozesse in der Verwaltung sowie Mitarbeiterführung. 'Das ist doch eine gute Grundlage für einen Politiker', sagt Laudenbach, der einst auch mal in Lindau als Oberbürgermeister-Kandidat gehandelt wurde. Mit seiner unkonventionellen Art polarisiert der Rathauschef - damals wie heute. 'Er hat sich die Hörner abgestoßen, aber auch viele Ideen und Anregungen mitgebracht', sagt der Lokalchef der Saale-Zeitung, Paul Ziegler, über den neuen Oberbürgermeister. Für Laudenbach sind solche Einschätzungen ein Ansporn: 'Ich bin unabhängig und muss mich nicht andienen', sagt der Rathaus-Chef. 'Da kann man dann auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen, die sich erst später als sinnvoll herausstellen.'