Buchloe/Ostallgäu | ses | Akribisch hat Egbert Schmitz alle Daten aufgehoben: die Entwicklung der Kälberpreise, Umsätze und Verkaufszahlen. Von 1961 bis zum heutigen Tag. Und beim Blick auf seinen Aktenschrank sagt der Buchloer Viehhändler: "Es ist das bislang schwierigste Jahr für den Kälberhandel." Vor allem die Blauzungenkrankheit macht den Kaufleuten zu schaffen. Durch den Transportstopp in Richtung Italien und Spanien, so Schmitz, seien fast 20 Prozent des Jahresumsatzes verloren gegangen.
Von einer Stunde auf die andere wurde den Viehvermarkter Mitte Mai verboten, die Tiere - in erster Linie die begehrten weiß-blauen Belgier - über die Alpen zu exportieren. Die Hygienevorschriften für den Import von Kälbern wurden seitens der italienischen Regierung so immens nach oben geschraubt, dass diese neuen Vorschriften von den Allgäuer Bauern nicht umzusetzen waren. Allerdings waren vereinzelte Transporte doch möglich - dank der Unterstützung der CSU-Landtagsabgeordneten Angelika Schorer. "Sie hat es schnell möglich gemacht, dass wir Tiere nach Italien transportieren durften", sagt Schmitz. Anfang August durften dann Tiere auch nach Spanien exportiert werden.
Immer wieder habe sich die Politikerin an die Landes- und Bundesregierung gewendet, meinten Schmitz sowie auch Christoph Nieberle von der Allgäuer Herdebuchgesellschaft. Der Schaden sei glimpflich abgegangen, allerdings sei er größer als zu Zeiten der Maul- und Klauenseuche, größer als bei BSE. Und ausgestanden sei die Krise noch lange nicht. Noch immer dürfen weder nach Italien, noch nach Spanien Kälber aller Rassen exportiert werden. "Das gesamte Vieh aus Süddeutschland geht in den norddeutschen Raum, nach Holland und Belgien", erklärt Nieberle. Allerdings falle der Preis Woche für Woche. "Wir haben zur Zeit Kälberpreise wie vor 25 Jahren", ergänzt Schmitz. Er rechnet damit, dass frühestens Anfang November die Grenzen für Viehtransporte wieder geöffnet werden. Die Überwachung allerdings werde auch künftig streng bleiben.
Um die Kälber möglichst schnell wieder nach Italien und Spanien bringen zu dürfen, appellieren die Viehexporteure wie auch das Veterinäramt des Landkreises Ostallgäu an die Landwirte. Viele hätten ihre Kälber wegen des niedrigen Preises zurückgehalten. Inzwischen, so vermuten die Fachleute, entstünde für jedes etwa 80 Kilogramm schwere Simmentaler- und Belgierkuhkalb ein wirtschaftlicher Schaden von rund 120 Euro.
Zwei Bedingungen sind nötig, um den Markt wieder anzukurbeln: "Die Mütter der Kälber müssen zwei Impfungen gegen das Blauzungenvirus erhalten. Die Kälber dürfen frühestens 15 Tage nach der zweiten Impfung geboren sein", erklärt Veterinäramtschef Dr. Franz Götz. Die Impfstoffe seien für mehr als 130000 Rinder im Ostallgäu vorrätig.

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Götz beruhigt die Landwirte: "In anderen Bundesländern wurde bereits mit den gleichen Vakzinen geimpft und es wurden keinerlei Nebenwirkungen oder Spätfolgen registriert." Für Pferde, Hunde, Katzen und auch Menschen sei das Virus ungefährlich. Götz: "Fleisch und Milchprodukte können ohne Bedenken verzehrt werden."