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Artikel: Nicht normal, sondern super

25. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kabarett Martina Schwarzmann begeistert mit Gitarre und gnadenlosem Humor

Von Volker Geyer |HawangenWie eine Eins steht sie da. Die Gitarre korrekt vor den Bauch geschnallt, die Haare streng nach hinten geflochten. Ausgeflippt sieht anders aus. Aber das will Martina Schwarzmann ja auch nicht sein - zumindest nicht äußerlich. Ihr reicht es, dass sie sich aufbrezeln könnte, wenn sie wollte - oder wie sies in ihrem oberbayerischen Dialekt ausdrückt: "Mia glangt, das i woaß, dass i kannt."

Ihr Können zeigt die Musik-Kabarettistin an diesem Abend in der Hawanger Mehrzweckhalle freilich auf andere Weise: Meistens bissig, manchmal nachdenklich, aber immer saukomisch präsentiert sie kleine Geschichten, Gedichte und Lieder übers Leben. Vieles davon haben die Zuhörer so ähnlich schon einmal selbst erlebt. "Ja, genauso ist es", raunen sich Pärchen im Zuschauerraum zu, wenn die 29-Jährige über Beziehungsprobleme ("Gschieß macha") oder über Ü30-Parties singt. Aber auch wenn mans selbst schon erlebt hat, man könnte es nie so abgedreht erzählen wie die Schwarzmann. Somit wird schnell klar: die Frau ist nicht normal - die Frau ist super.

"Bimbern für unser Land"

So treibt es den rund 800 Schwarzmann-Fans - wenn sie vorher keine waren, sind sie es jetzt - vor Lachen die Tränen in die Augen, als die Oberbayerin von einer Wirtschaft mit Metzgerei erzählt, die auf Wellness umsattelt. Denn der Wirt hat erkannt: "Der Trend, der geht vom Pressack weg - hin zu Tofu-SojaDreck." Als echter Schenkelklopfer erweist sich auch die Geschichte von den Japanern, denen auf dem Oktoberfest weiß gemacht wird, dass es bayerische Tradition sei, "beim Weißwurst essen das Wurstwasser mit zu saufen". Eine Spur derber - aber nicht böse - wirds beim Thema Kinderkriegen. So seien die Bayern gemäß Statistik auf dem besten Wege auszusterben. Da hilft laut Schwarzmann nur eins: "Wir müssen bimbern für unser Land."

Aber die Kabarettistin kann auch anders. Feiner und leiser kommen Lieder wie "Maikäfer" oder das Titelstück des neuen Programms "So schee kons Lebn sei" daher. Hier macht Martina Schwarzmann - freilich mit einem Augenzwinkern - deutlich, dass es immer auf die Perspektive beziehungsweise auf den Maßstab ankommt, mit dem man misst, wenn es um die Frage geht: gehts mir gut? Gut gelaunt sind am Ende des vergnüglichen Abends auf jeden Fall die Menschen, die die Schwarzmann mit ihrer Gitarre und ohne aufwendiger Show drumherum bestens unterhalten hat.