Immer mehr private Institute Lehrer sind kritisch Marktoberdorf/Ostallgäu (ves). Nachhilfe, Hausaufgaben-Betreuung und Förderunterricht immer mehr private Anbieter werben damit. 'Der Bedarf ist gestiegen', schildert Florian Dyckhoff, Leiter des Nachhilfe-Institutes Abacus. Als Grund nennt er beispielsweise, dass häufig beide Elternteile berufstätig sind. Zudem seien die Anforderungen höher geworden. Von vielen Lehrern wird die Nachhilfe kritisch gesehen: 'Wir raten nicht pauschal dazu', so Wolfram Mantler, Rektor der Hauptschule.
Laut Mantler ist ausführliche Beratung nötig: 'Sonst wird nur an Symptomen herumgedoktert.' Wenn gesundheitliche und psychische Krisen oder ein gestörtes Umfeld schlechte Noten verursachen, sei Nachhilfe kein Allheilmittel. Auch Klaus Romberg, Schulleiter des Gymnasiums, sieht außerschulische Hilfe kritisch: Wenn sie permanent erteilt werden müsse, entspreche die Begabung nicht der Schulart. Die Schüler müssten lernen, Pflichten selbstständig zu erfüllen. 'Lernen von Wortschatz oder Grammatik können Eltern beaufsichtigen', so Romberg. Zu Nachhilfe rät er nur in Ausnahmefällen, wie langer Krankheit oder bei Schulwechsel. Zitat Wenn ein Schüler ordentlich lernt, muss das reichen sonst sitzt er im falschen Boot.} Manfred Roithmeier, Leiter der Obergünzburger Volksschule
Friedrich Pfanzelt, Leiter der Adalbert-Stifter-Schule sieht es ähnlich: 'Grundsätzlich sollte jedes Kind die Schule besuchen, die dem Begabungspotential entspricht.' Falscher Ehrgeiz der Eltern diene nicht dem Wohl des Kindes, sondern nur dem Sozialprestige. 'Mir tun die Kinder leid - irgendwann muss doch auch Zeit zum Spielen sein', meint Manfred Roithmeier, Volksschulleiter in Obergünzburg. Das Problem sieht er oft in der falschen Schulart: 'Jetzt sind viele Kinder im Gymnasium, die dort eigentlich nicht hingehören.' In der Volksschule werde auch auf schwächere Kinder eingegangen Nachhilfe sei da nicht notwendig.
'Nicht immer optimal'
'Die Lehrer gehen immer von idealen Kindern aus', hält Ingrid Seifert, Leiterin des 'Lernteams', dagegen. Doch weder die Schüler noch der Unterricht seien immer optimal: 'Und da springen die Nachhilfe-Institute in die Bresche.' Etwa hundert Kinder nehmen die Hilfe ihres Institutes im Marktoberdorfer Raum in Anspruch: 'Das ist gleichmäßig auf alle drei Schularten verteilt', erläutert sie. Hauptsächlich Mathematik, Physik und Fremdsprachen werden dort in Kleingruppen aufbereitet. Von Seiten der Schülerhilfe war keine Stellungnahme zu erhalten.
'Ein schlechter Schüler braucht einen guten Lehrer', betont der Diplom-Pädagoge Peter Suska-Zerbes, der seit 10 Jahren nebenberuflich Nachhilfe gibt. Grundsätzlich sei es zwar die Aufgabe der Schule zu unterrichten. Doch wenn schwache Schüler, große Klassen und didaktisch schlechte Lehrer zusammentreffen, sei Hilfe von außen nötig: 'Deshalb schiessen private Einrichtungen ja wie Pilze aus dem Boden.' Bei 32 Schülern in der Klasse könne der Lehrer nicht für jeden Einzelnen erklären, meint dazu ein 14-jähriger Marktoberdorfer Schüler. Er hat Probleme in Mathematik und nimmt Nachhilfe: 'Im Unterricht geht es oft sehr schnell, weil wir viel Stoff haben. Außerdem will niemand nachfragen, auch wenn es keiner kapiert.'