Kempten | dam | Unmittelbar nach ihrer Aussage vor dem Landgericht Kempten in einem Mordprozess ist eine Zeugin noch im Gerichtssaal festgenommen worden. Nach Angaben des Sprechers der Kemptener Staatsanwaltschaft, Peter Koch, steht die Frau "im Verdacht der uneidlichen Falschaussage". Eine Ermittlungsrichterin erließ Haftbefehl. Die junge Frau sitzt nun in Untersuchungshaft.
In dem Verfahren ging es um den Tod eines 39-Jährigen. Der damalige Freund der Zeugin soll den Mann aus Eifersucht erstochen haben. Der 30-Jährige wurde in der Zwischenzeit zu lebenslanger Haft verurteilt (wir berichteten). Vor Gericht machte die Frau Angaben, die sich in einigen Punkten mit denen des Angeklagten deckten. Jedoch wichen beide Aussagen von jenen ab, die Angeklagter und Zeugin in der Vernehmung bei der Polizei gemacht hatten. "Die Zeugin wurde darauf hingewiesen, dass ihr die Festnahme droht, wenn sie bei ihrer Aussage bleibt, die als unwahr angesehen wird", sagte Oberstaatsanwalt Koch. Nachdem sie ihre Angaben nicht korrigierte, wurde sie im Gericht verhaftet. "Ein seltener Vorgang", wie Koch sagt. Der Strafrahmen für eine derartige Falschaussage liegt zwischen drei Monaten und fünf Jahren.