Jubiläum Josef und Lisbeth Hefele feiern im Seniorenheim Buchloe Eiserne Hochzeit">

Artikel: Mit zitternden Knien beim Traugespräch

25. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jubiläum Josef und Lisbeth Hefele feiern im Seniorenheim Buchloe Eiserne Hochzeit

Buchloe | kfr | Groß ist das Bangen und Zittern am Tag vor der Hochzeit. Die Braut ist evangelisch, der Zukünftige, die Kirche und Trauung katholisch. Damals ein großes Problem im überwiegend katholischen Bayern, und erst recht in einem Dorf wie Rieden bei Kaufbeuren. Erst beim Traugespräch am Vortag der Heirat offenbart die junge Frau dem Pfarrer ihre Konfession. Der meint nur, dass man das schon hinbekommen werde.

Am Morgen der Hochzeit geht das Bangen weiter. Wie wird es der Brautvater aufnehmen, dass seine Tochter katholisch heiratet? Doch der holt vor dem Gang zur Kirche seinen Zylinder aus dem Schrank, setzt ihn auf und bekundet damit stillschweigend sein Einverständnis.

Das Ganze ist 65 Jahre her. Nun feierten Josef (90) und Lisbeth (87) Hefele Eiserne Hochzeit im Seniorenheim Buchloe. Dort wohnt das Paar in einem Einzelzimmer. Nach ihrem Einzug im März 2005 war dies anfangs eine Notlösung. Als ein größeres Zimmer auf einer anderen Station frei wurde, wollten die Eheleute nicht mehr umziehen. Sie hatten sich an die Schwestern und an das Zusammenleben auf engstem Raum gewöhnt.

In Neumarkt bei Danzig lernte Josef Hefele seine Lisbeth 1942 kennen. Sie arbeitete dort beim Gesundheitsamt, der gebürtige Riedener war bei der Reichsbahn und wurde in den Ort im heutigen Polen versetzt. Regelmäßig sahen sie sich beim Mittagessen in einem Gasthof. "Er wunderte sich, warum ich trotz Bezugsschein immer zwei Schnäpse bekam. Denn alle anderen kriegten nur einen", erzählt die Jubilarin, die im damals westpreußischen Marienburg zur Welt kam.

Später trafen sich die beiden zufällig in einem Treppenhaus wieder, als er in ihrer Nachbarschaft zu Besuch war. "Wohnen Sie hier?", lautete die Frage des Allgäuers, der sie sehr interessiert anblickte. "Wieso? Soll ich Ihnen gleich in die Arme fallen?", hieß ihre etwas schroffe Antwort. Josef Hefele warb um sie, aber Lisbeth ließ sich nur schwer beeindrucken.

"Meine Schwester meinte immer, mir könne keiner ein X für ein U vormachen", sagt die ältere Dame. Um sie zu beeindrucken, kletterte er einmal samt Radio ihre Hauswand empor, nachdem sie ihm zuvor die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.

Irgendwann lernten sie einander doch besser kennen und beschlossen, zu heiraten, bevor die Wehrmacht ihn einberief. Lisbeth Hefele eröffnete in Rieden 1953 das "Café Hefele", das sie bis 1968 betrieb. Ihr Gatte arbeitete wieder bei der Bahn. "Ab und zu schaute ich im Café nach dem Rechten. Und als Hobbyboxer hatte ich das nötige Durchsetzungsvermögen", meint der 90-Jährige.

Nachdem das Paar von 1968 bis 1999 in Lauingen an der Donau wohnte, zog es 2005 nach Buchloe in die Zeppelinstraße. Denn das Allgäu sei ihr wahres Zuhause. Ihr Jubiläum feierten die Eheleute nachmittags in gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen mit Sohn Armin und den anderen Heimbewohnern.