Oberstdorf(sh). An dieses Silvester werden sich Dieter und Marlies Krinn aus Düsseldorf vermutlich lange erinnern. Und auch Christian und Katharina Klaus aus Seeg werden es so schnell nicht vergessen. Denn am 31. Dezember endete für die vier nicht nur das Jahr 2002, sondern an diesem Tag begann auch ein neuer Lebensabschnitt. In der Bauernstube des Oberstdorfer Heimatmuseums 'trauten' sich die vier und sagten 'Ja'. Viel zu tun hatte da Winfriede Helm, Oberstdorfs Standesbeamtin. Gleich sechs Paare hatten ihre Hochzeit auf den 31. Dezember gelegt - 'einen Termin, den wir als einzige in der Gegend anbieten', so Helm. Ein besonderer Termin mit einem besonderen Trauungsort. Denn in Oberstdorf können Heiratswillige die Ringe nicht nur im Standesamt, sondern auch in der urigen Bauernstube des Heimatmuseums tauschen. 'Wir wollen ein modernes Dienstleistungsunternehmen sein, keine verstaubte Behörde', erklärt die Standesbeamtin das Konzept.
Ein Konzept, das aufzugehen scheint: Denn Dieter und Marlies heiraten nicht etwa in ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Sie kommen dafür nach Oberstdorf. 'Das hat einfach ein besonderes Flair', meint die Braut. 'Ja, so können wir sonst nirgendwo heiraten', fügt der Bräutigam hinzu. Dieser Meinung sind auch der 21-jährige Christian und die 27 Jahre alte Katharina. Ein wenig Nervosität liegt in der Luft, als Standesbeamtin Helm zu den Urkunden greift, die Türe schließt und sich dann an das Brautpaar wendet. Auch kleine Hochzeitsgäste wie die dreijährige Felicitas spüren, dass etwas Besonderes in der Luft liegt. Ganz still steht das Mädchen da, als Winfriede Helm von Liebe und Treue, von Vertrauen und der 'wichtigsten Entdeckungsreise zweier Menschen' - der Ehe - spricht. Und ganz groß werden die Augen, als sich Tante und Bräutigam gegenseitig die Ringe anstecken. Felicitas Brüder - der siebenjährige Gabriel und der ein Jahr jüngere Lukas - sind indessen nach der Trauung ganz heimlich und leise nach draußen verschwunden. Sie planen noch etwas. Laut knallen die Platzpatronen ihrer Cowboy-Pistolen, als das Brautpaar schließlich durch die Tür tritt. Salut für Katharina, salut für Christian.