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Mini-Pistenraupen sind allesamt tiefschneetauglich

Schöllang

Mini-Pistenraupen sind allesamt tiefschneetauglich

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    Mini-Pistenraupen sind allesamt tiefschneetauglich
    Mini-Pistenraupen sind allesamt tiefschneetauglich Foto: michaela behr

    Am liebsten geht Klaus Bergdolt nachts bei Mondschein hinaus und beobachtet, wie seine leuchtenden Pistenraupen durch den Schnee pflügen. Der 39-jährige Schöllanger baut ferngesteuerte Modelle im Maßstab 1:8 - allesamt Tiefschnee tauglich. Nicht die neuen Gefährte haben es ihm angetan, sondern die Oldies unter den Pistenflitzern: Die seien vergänglich, deshalb wolle er sie konservieren.

    Fasziniert ist Bergdolt von Schneeraupen schon seit seiner Jugend. Damals lebte er noch in Nördlingen. In Skiurlauben beobachtete er die schweren Gefährte auf der Piste zunächst mit Respekt, später voll Faszination. Er bastelte und tüftelte bereits mit zwölf, 13 Jahren an kleinen Modellfahrzeugen, auch Raupen, doch wanderte das Bastelmaterial irgendwann in den Keller.

    "Vor sieben Jahren habe ich die Sachen wieder ausgegraben - eigentlich für meinen Sohn", erzählt der gelernte Installateur und Spenglermeister. Als die alten Ketten der Miniraupen zum Vorschein kamen, stand für Bergdolt fest: "Das mach ich jetzt gescheit." Als "Vorlage" diente dem Schöllanger die Pistenraupe am Dorflift, Baujahr 1980.

    "Das Spannende ist: Man steht vor einem Problem ohne Lösungsansätze, muss nach allen Richtungen offen sein, statt auf ausgetretenen Pfaden zu gehen", beschreibt der 39-Jährige. Zwar gibt es Pistenraupen-Hobbybastler, die sich im Internet austauschen. Doch gilt das Interesse hier neuen Modellen. Für Oldies gibt es keine Bausätze, keine Pläne, keine Bauanleitungen.

    Für Bergdolt bedeutet dies: Zunächst wird die Originalraupe aus allen Winkeln fotografiert und vermessen. Dann zeichnet er mit Beistift und Papier Vorlagen und überträgt diese auf die Werkstücke. Das Schwierige: Soll die Schneeraupe funktionieren, muss das Gewicht maßstäblich umgesetzt und trotz leichter Materialien Stabilität erreicht werden.

    Vor allem arbeitet Bergdolt mit Aluminium, Kupfer und Messing. Nur bei Elektronik und elektromechanischen Teilen greift er auf Modellbau-Artikel zurück. Bergdolt beginnt mit dem Fahrwerk, jedes Teil muss sich auf Schnee - alternativ auf Sägemehl - bewähren, ehe weiter getüftelt wird. Bis zu zwei Jahre hat der 39-Jährige schon an einem einzigen Modell gebastelt. Derzeit arbeitet er an der fünften Raupe. Vorbild: Das alte Fahrzeug der Wannenkopfhütte, das im Herbst kaputt gegangen ist.

    Inzwischen gilt Bergdolt in der Szene als Experte, hat zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht. Im Herbst hat die Fachschriftenreihe im Verlag für Technik und Handwerk (vth) Bergdolts erstes Buch herausgegeben mit dem Titel "Ferngesteuerte Pistenraupen. Antriebskonzepte, Ketten, Anbaugeräte, Technik und Zubehör".

    Dass seine Modelle mit einem Materialwert von rund 1000 Euro viel wert sind, wusste der Schöllanger. Wie viel Liebhaber dafür zahlen würden, erfuhr er bei seinem ersten Messeauftritt in Friedrichshafen: 10000 Euro wurden ihm hier für eine einzelne Pistenraupe geboten. Doch verkaufen würde er nie, betont der 39-Jährige. Der Öffentlichkeit vorführen würde er seine Modelle hingegen gern - am liebsten direkt am Berg.

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