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Artikel: Kissenschlacht auf der Insel

23. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Flashmob 100 Jugendliche bei scheinbar spontanem Treiben in Lindau dabei - Nach zwei Minuten ist alles vorbei - Video im Internet

Von Benjamin Schwärzler |LindauErst sieht alles nach einem ganz normalen Sonntagnachmittag auf der Lindauer Insel aus. Spaziergänger flanieren unter dem Mangturm, Touristen sitzen in den Cafés. Bis plötzlich die Hölle loszubrechen scheint: Wie aus heiterem Himmel stürmen gut 100 Jugendliche aufeinander los und hauen sich scheinbar ohne ersichtlichen Grund Kissen um die Ohren. Alle gegen alle. Und die Beteiligten scheinen einen Mordsspaß daran zu haben. Nach wenigen Minuten ist alles vorbei. Die Jugendlichen verschwinden wieder so schnell wie sie gekommen waren.

Lindau hat am Sonntag seinen ersten Flashmob erlebt. Ein zweiminütiger Film davon ist im Internet bei der Videoplattform YouTube eingestellt, unterlegt mit Klängen der US-Punkband Rise Against.

Bei einem Flashmob handelt es sich um einen scheinbar spontanen, aber vorher meist per Handy oder Internet organisierten Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen, wo die Beteiligten identische Handlungen vornehmen, also zum Beispiel applaudieren, gemeinsam Gedichte vortragen, gleichzeitig telefonieren - oder wie in Lindau eben eine Kissenschlacht veranstalten.

Wer steckt dahinter? Darüber lässt sich nur spekulieren. "Ich habe da was läuten hören", sagt der Lindauer Polizeichef Willi Böhm. Ein jugendlicher Anrufer habe die Aktion bei der Polizei angekündigt - vermutlich aus Angst davor, dass die Ordnungshüter die spaßig gemeinte Veranstaltung stören könnten. Für Böhm war es allerdings keine Frage, die Jugendlichen gewähren zu lassen. "Es war ein harmloser Gag", urteilt er über die öffentliche Kissenschlacht und fügt an: "Wenn die jungen Leute das daheim nicht mehr machen dürfen"

Böhm vermutet, dass eine Schulklasse hinter dem Flashmob steckt. Eine Spurensuche im Internet stützt diese These.

Offenbar Beteiligte haben bei YouTube kurze Kommentare zu Film und Aktion abgegeben - ein Beitrag ist mit Grüßen an die Abschlussklasse 10b der Realschule Lindau versehen.

Was ist Sinn eines Flashmobs? Scheinbar gibt es keinen. Denn eine Kissenschlacht auf der Lindauer Insel ist nicht gerade das, was man unter "normalen Verhalten" einstufen kann. Und dennoch gibt es sehr wohl einen Zweck: Unwissende Passanten sollen verwirrt und kurzfristig zum Staunen gebracht werden. Eine Art "Aktionskunst" eben, bei der niemand verletzt und nichts beschädigt wird.

Das ist den Lindauern gelungen. Sogar spontanen Applaus haben sie erhalten. Oder um es mit den Worten einer Beteiligten im Internet auszudrücken: "Schade, dass wir nicht gesehen haben, wie doof die Leute geschaut haben."

Das Video im Internet:

www.youtube.com

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