Chirurg will als Entwicklungshelfer in Ruanda einheimische Mediziner ausbilden Oberstaufen Die Schließung des Oberstaufener Krankenhauses war für Dr. Walter Krezdorn und seine Frau Gerlinde ein Zeichen: 'Ich möchte nochmal etwas völlig anderes, machen', sagt der Klinikarzt. Im zentralafrikanischen Ruanda werde er mehr gebraucht als im Allgäu, findet er und packt seine medizinischen Geräte ein. Der Chirurg wird im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojektes für mehrere Jahre dort arbeiten.
Nahezu zwanzig Jahre hat sich der heute 57-jährige Mediziner als Unfallchirurg und Durchgangsarzt am Oberstaufener Krankenhaus für die Wehwehchen der Allgäuer eingesetzt, hat Hunderte von Unfällen versorgt und genau so viele Beinbrüche von Skiläufern geschient. Für Krezdorn ist nach dem verlorenen Kampf um den Erhalt des kleinen Krankenhauses ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen. In dieser Situation landete eine Anzeige des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) auf dem Schreibtisch des Arztes. Die Organisation suchte erfahrene und qualifizierte Ärzte für eines der ärmsten Länder in Afrika, für Ruanda. Bei Krezdorn, der in den Siebzigerjahren bereits in Burkina Faso (Westafrika) gearbeitet hat, erwachte der Wunsch, noch einmal in der Entwicklungshilfe tätig zu sein. Deshalb entschlossen sich seine Frau Gerlinde und er, für die nächsten Jahre nach Ruanda zu gehen. Das Land und seine Menschen erduldeten vor einigen Jahren schweres Leid durch Aufstände und Völkermord. Ärzte werden dort noch immer dringend benötigt. Insbesondere die Ausbildung liegt dem Arzt am Herzen, denn er weiß, dass der heimische Nachwuchs im eigenen Land effektiver, preiswerter und schneller lernt, als wenn die künftigen Mediziner aus Ruanda im Ausland studierten - 'und dann vielleicht gar nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren'. Seine Frau Gerlinde, für die Afrika bis auf einen Strandurlaub in Kenia völliges Neuland ist, sieht die kommenden Jahre als harte Herausforderung. Wie viele Ehefrauen von Entwicklungshelfern will sie sich, sobald sie sich in der kleinen Universitätsstadt Butare etwas eingelebt hat, im humanitären Bereich engagieren. Intensive Vorbereitung In den nächsten Monaten werden die Krezdorns vom Deutschen Entwicklungsdienst in Bad Honnef auf ihre Aufgaben und das Leben in Ruanda vorbereitet. Neben Tropenmedizin, Französisch und landestypischen Umgangs- und Lebensformen müssen die beiden auch die Landessprache, nämlich Kingarwanda, lernen, bevor im Mai 2003 der Flieger nach Kigali startet. Schon im Januar übergibt der Mediziner seine Praxis in den Räumen des früheren Krankenhauses an den Chirurgen Dr. Tibor Forbat. Alle Zelte werden die Krezdorns im Allgäu freilich nicht abbrechen: Ihr Haus in Oberstaufen wollen sie als Alterssitz behalten.