von Elke Wiartalla Fischen Die Pfarrkirche St. Verena in Fischen war rappelvoll an diesem Sonntag, an dem der ehemalige Pfarrer der Gemeinde, Prälat Alois Haas, sein 50-jähriges Priesterjubliäum feierte. Zahlreiche Gläubige aus Fischen und Bolsterlang waren gekommen, um ihren einstigen Seelsorger an seinem Ehrentag zu würdigen. Der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, hatte es sich als langjähriger Freund des Jubilars nicht nehmen lassen, selbst die Predigt beim Festgottesdienst, der vom Kirchenchor musikalisch umrahmt wurde, zu halten. Zuvor führte ein Festumzug Pfarrer Alois Haas und seine Schwester Resi, begleitet von der Musikkapelle, Gemeinderat und den Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine, in der Ehrenkutsche noch einmal durch Fischen, das bis vor fünf Jahren über drei Jahrzehnte lang die Heimat der Geschwister war. Als Gastgeber freute sich Fischen amtierender Pfarrer Helmut Kempter darüber, dass sein Vorvorgänger das Jubiläum an dem Ort feiern wollte, an dem er die Mehrzahl seiner Priesterjahre verbracht hatte. Welch eindrückliche Spuren Haas hinterlassen habe, zeige sich immer wieder in den besorgten Erkundigungen der Gläubigen nach dessen Wohlbefinden. Joachim Kardinal Meisner setzte sich in seiner eindringlichen Predigt mit den Aufgaben des Priesteramtes auseinander. In erster Linie gelte es, auf Erden Statt- und Platzhalter Christi zu sein und zwar frei von jedem Erfolgszwang. Nicht derjenige, der am besten Reklame machen kann, ist der beste Priester, sondern der, dessen Weg am deckungsgleichsten mit dem von Jesus Christus sei, mahnte der Kardinal. Dank und Gotteslob seien darum die wichtigsten Aufgaben eines Seelsorgers und das unglaubliche Vertrauen, das eine Gemeinde in ihren Pfarrer lege, der kostbarste Schatz.
Prälat Alois Haas sei für ihn einer, der diesen Ansprüchen gerecht geworden sei, nicht als Komm-her-Priester, sondern als Geh-hin-Priester, der in Fischen jedes Haus nicht nur von außen, sondern auch von innen kannte. Geselligkeit und Lebensfreude Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Sabine Reichart verriet, dass sie immer noch tief unter dem Eindruck der Ereignisse von Rom vor einigen Wochen stehe. Zum einen sei sie nun besonders gespannt, mit dem Kardinal Meisner einen Ehrengast zu erleben, der diese Vorgänge hautnah miterlebt habe. Außerdem habe sie seither die Gewissheit, dass Kirche lebbar und Glaube nicht gleichgültig sei. Kirchenpfleger Gerhard Sauter schilderte die vor ihm auftauchenden Bilder einer fast 40-jährigen Zusammenarbeit und Freundschaft mit Alois Haas, angefangen von der Installation als Pfarrer von Fischen, über viele gemeinsame Pilgerfahrten, Bilder von der Arbeit aber auch von Festen, von Gastfreundschaft und Geselligkeit im Pfarrhaus. In seine Gratulation schloss Sauter wie alle Festredner auch Haas-Schwester Resi ein, die weltoffen und mit viel Lebensfreude in Fischen die perfekte Ergänzung zur Seelsorge ihres Bruders Alois war. Regionaldekan Peter Guggenberger verglich Haas mit dem Hl. Bonifatius, der fern der Heimat seinen Auftrag zu erledigen hatte. Auch der Jubilar wurde nach der Priesterweihe 1955 aus seinem geliebten altbayerischen Geburtsort Aresing fort gesandt, erst nach Immenstadt, dann nach Fischen, wo er seine zweite Heimat fand. Der evangelische Pfarrer Johannes Heidecker beschrieb das Gotteslob als das Verbindende zwischen beiden Seelsorgern trotz unterschiedlicher Konfessionen. Bürgermeister Edgar Rölz, der Haas nicht mehr zu dessen Amtszeit erlebt hat, hatte seine Erkenntnisse aus dem Buch Spuren eines Priesterlebens entnommen, in dem Haas selbst seine Aktivitäten als Immobilienhändler, als Kunstsachverständiger und Sammler schildert. Aber auch als Freund, Ratgeber und Wegbegleiter der Menschen, denn die Freude am Miteinander und die Gastfreundschaft um Pfarrhof seien sprichwörtlich, versicherte Rölz dem Priester, der 1998 zum Ehrenbürger von Fischen erhoben worden war. Altbürgermeister Toni Vogler erinnerte an Alois Haas als den einzigen Makler, der nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet hat, sondern über 40 Sozialbauwohnungen baute, Kirchen und Kapellen restaurierte und dessen ausgeprägtes sakrales Kunstverständnis ihm nicht zuletzt den Kontakt mit Kardinal Meisner bescherte, aus dem längst eine tiefe Freundschaft geworden sei.