Immenstadt will zukunftsweisendes Bauen fördern Immenstadt (uw). Auf Punkte in der Flensburger Verkehrssünder-Kartei ist wohl kein Autofahrer scharf. Anders ist es mit den Punkten im Einheimischen-Baugebiet in Immenstadt-Rauhenzell (Hirtenbichl/Kreuzacker). Dort geht die Stadt neue Wege und forciert gezielt energiesparende Häuser. Die Bauherren gehen den Weg meist mit, schließlich zahlt sich das in barer Münze aus. Pro Quadratmeter Grund müssen sie 15 Mark in einen Energiepool einzahlen und können das Geld bei zukunftsweisender Bauweise zurückbekommen. Bereits jetzt sind zwei Drittel der Grundstücke verkauft. Die Grundstückspreise können sich mit 190 bis 550 Mark pro Quadratmeter (Erschließung, Kanal und Wasser 130 Mark/m2) schon sehen lassen. An Reiz gewinnt das Baugebiet laut Bürgermeister Gerd Bischoff zudem, weil nicht einmal die Hälfte der 7,3 Hektar als Baufläche zählt. Rund 43 Prozent bleiben grün, zehn Prozent sind öffentliche Verkehrsflächen. Im April ließ die Stadt die Bagger anrollen. Jetzt ist die gesamte, rund vier Millionen Mark teure Erschließung fertig und stattdessen zieren nun erste Baukräne das Gelände. Neben den regulären Grundstückskosten sind pro Quadratmeter besagte 15 Mark in einen Energietopf zu bezahlen. Ökologisches Bauen wird nach einem Punktesystem belohnt und pro Punkt gibt es dann wieder eine Mark zurück. Wer beispielsweise die Wärmeschutzverordnung von 1995 unterschreitet, kassiert je nach Bauweise bis zu neun Punkte. Solartechnik, Wärmepumpen und eine auf Holz, Pellets oder Hackschnitzeln basierende Hauptheizung bringen ebenso Geld zurück wie eine luftdichte Gebäudehülle.
Sogar der Bau eines Reihen- oder Doppelhauses bringt einen Punkt: Denn solche Häuser wärmen' sich gegenseitig. Sie benötigen weniger Energie und Baufläche als ein Einfamilienhaus. Zwei Punkte können Bauherren zudem verbuchen, versickern sie das Regenwasser vom Dach auf dem eigenen Grundstück und leiten es nicht in die Kanalisation. Auch die Stadt selbst hat bei der Erschließung auf eine wegweisende Regenwasser-Entsorgung geachtet. Über mehrere Rückhaltebecken kann das Oberflächenwasser im Boden versickern und so die Kanalisation entlasten. Insgesamt gibt es auf dem Areal 45 Baugrundstücke mit Größen zwischen 450 und 800 Quadratmetern. Errichtet werden dürfen Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser sowie Eigentumswohnungen. Wer sich wundert, wie man in so unmittelbarer Nähe der vierspurigen Bundesstraße nach Sonthofen bauen kann Davon soll man bald nichts mehr hören, versichert der Bürgermeister. Bereits jetzt hat die Stadt dort einen großen Wall aufgeschüttet, den dann noch eine bis zu drei Metern hohe Lärmschutzwand ergänzt. Und die wird noch mit Kletterpflanzen begrünt. Auch der Straßenlärm von der noch offenen' B19-Brücke soll dann über eine Schutzwand abgelenkt werden. Mit dieser Aktion will die Stadt Immenstadt zukunftsorientiertes Bauen unterstützen. Denn Investitionen in moderne Energiekonzepte seien langfristig nicht nur wirtschaftlicher und ökologisch sinnvoll, sondern erhöhten auch den Wohnkomfort. Und bei der Entwicklung der Energiepreise ist ein Passivhaus oder sehr gutes Niedrigenergiehaus die sicherste und beste Pensionsversicherung, die wir heute abschließen können', heißt es in einem Informationsblatt der Stadt.