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"In Afrika ticken die Uhren anders"

Memmingen

"In Afrika ticken die Uhren anders"

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    "In Afrika ticken die Uhren anders"
    "In Afrika ticken die Uhren anders" Foto: eva maria hÄfele

    "Bunt, schrill und laut" wird die Fußball-Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent. Das glaubt der Memminger Roger Burgstall, der 13 Jahre in Südafrika gelebt hat. Probleme mit der Kriminalität, die neben Armut und Arbeitslosigkeit das multikulturelle Land präge, werde es mit Sicherheit geben, "aber wahrscheinlich weniger, als vermutet. Denn man wird dort alles mobilisieren, was geht, um jede Unruhe schon im Keim zu ersticken", meint Burgstall.

    Der 51-Jährige kennt die Sicherheitsprobleme des Landes. Seine Kindheit hat der Deutsche in der Nähe von Johannesburg verbracht. Diese Stadt hat den Ruf, eine der gefährlichsten der Welt zu sein. "Die Menschen dort bewaffnen sich bis unter die Halskrause", erzählt Burgstall. Doch das sei nicht immer so gewesen: "Während meiner Kindheit konnte man sich noch frei bewegen. Jetzt schotten viele ihre Wohnviertel durch Schutzwälle ab. Diese sind nur mit Sicherheitscode zu erreichen." Burgstall lebte in der Zeit der Apartheid, der institutionalisierten Rassentrennung, in Südafrika. "Es gab getrennte Busse, getrennte Schulen, sogar die Eingänge öffentlicher Gebäude waren getrennt.

    " Im südafrikanischen Durban am Indischen Ozean, wo das viele Millionen teure Moses-Mabhida-Stadion steht, verbrachte Familie Burgstall die Sommerurlaube. "Die Strände dort sind traumhaft. Aber es wimmelt von Haien."

    Die landschaftliche und klimatische Vielfalt Südafrikas sind dem 51-Jährigen in Erinnerung geblieben: "Es gibt alles. Von extremer Wüste bis hin zu subtropischem Klima. Wir waren sowohl beim Skifahren als auch beim Baden oder Bergwandern."

    Anita Wirth aus Memmingen ist Deutsche, wurde aber in Südafrika geboren. Als Erinnerung an ihr Geburtsland hat sie einen afrikanischen Teppich im Hausflur hängen. 1972 zog sie mit Eltern und Schwester von Kapstadt nach Deutschland. "Afrika ist eine von Männern dominierte Welt. Von emanzipierten Frauen hält man dort wenig", erzählt sie.

    Das war mit ein Grund für den Umzug der Wirths. "Doch mein Vater konnte sich in Deutschland nicht mehr einleben. Er ging alleine zurück nach Kapstadt." Auch Anita Wirth startete einen zweiten Anlauf in ihrer südafrikanischen Heimat: "Ich hatte meine Ausbildung als Erzieherin beendet, mein ganzes Hab und Gut verkauft und mir nur ein Hinflugticket besorgt", erzählt die heute 50-Jährige.

    Doch die Deutsche blieb nicht lange. "Kurz vor meiner Abreise lernte ich den Vater meiner Tochter kennen und kam schon nach drei Monaten zurück." Die Fußball-WM wird Anita Wirth vor dem Fernseher verfolgen. "Aber an Weihnachten steht der nächste Urlaub in Südafrika an", freut sie sich. "Das Land hat so viel zu bieten, und die Leute sind offen und freundlich und wissen das Leben zu genießen."

    Das gefällt auch Roger Burgstall: "Dort lebt man im Hier und Jetzt. Was morgen ist, interessiert nicht." Und der Memminger fügt lächelnd hinzu: "In Afrika ticken die Uhren anders."

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